Tiwanaku, Sonnentor

Tiwanaku, Sonnentor

Im westlichen Teil von Kalasasaya steht heute das berühmte Sonnentor (puerta del sol). Es wurde aus einem einzigen Stein gearbeitet und ist ca. 3 m hoch und 4 m breit. In Flach- und Hochreliefs sind eine zentrale Figur und in drei Reihen angeordnete 48 „Diener“ zu sehen. Die Hauptfigur steht auf einer dreistufigen Plattform und hält in der linken Hand ein Pfeilbündel, in der rechten eine Speerschleuder. Anderen Interpretationen zufolge handelt es sich um Stäbe, die als Attribute von Herrschaft dieser Figur den Namen „Stabträgergottheit“ ein-brachten. Der Kopf ist von einem Strahlenkranz umgeben. Die obere und untere Reihe der „Diener“ zeigt im Profil abgebildete, nach vorne schauende anthropomorphe Figuren und die mittlere Reihe nach oben schauende Figuren mit einem Kondor-Kopf. Alle tragen ein Pfeil-bündel oder einen Stab. Unter diesen und der zentralen Figur befindet sich eine Reihe mit 11 Strahlenköpfen. An den beiden Enden dieser Reihe sind kleinere Figuren im Profil zu sehen, die in der einen Hand ein Opfermesser und in der anderen einen Trophäenkopf hochhalten. Neueren Forschungen zufolge deutet die Ikonographie des Sonnentors auf die Kombinati-on des Mond- und Sonnenkalenders hin. Die 11 Strahlengesichter würden die Sonnenaufgän-ge der Tag-Nachtgleichen am 21. März und 21. September, die der Sonnenwenden am 21. Ju-ni und 21. Dezember und die der dazwischen liegenden dreißigtägigen Monate repräsentieren. Durch die Integration von Mond- und Sonnenkalender konnten saisonale Wechsel, die insbe-sondere für die Landwirtschaft von Bedeutung waren, genauer vorausgesagt werden. Dieses Wissen habe zum Teil den Aufstieg Tiwanakus begründet.

Bildquelle: Anne Ebert