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Der Webprozess

Färbeprozess bei den Azteken

Färbeprozess bei den Azteken
Bildquelle: Ingrid Kummels

Die Anfertigung eines traditionellen Textils setzt einen langwierigen und aufwendigen Prozess voraus und findet unter Beteiligung von Frauen, Männern und Kindern gleichermaßen statt. Da Wolle in Teotitlán del Valle nicht erhältlich ist, muss der Bedarf auf den Märkten von Oaxaca, Tlacolula oder Ocotlán, bzw. von reisenden Händlern gedeckt werden. Nach dem Kauf der Wolle wird diese nach Farben sortiert und im Fluss gewaschen. Danach wird sie ausgebreitet, an der Sonne getrocknet und gekämmt. Die nun weiche Wolle wird anschließend zu Garn gesponnen und gefärbt. Das Färben stellt dabei den aufwendigsten Prozess der Textilproduktion dar.

Vor hunderten von Jahren entdeckten die zapotekischen Weber, wie sie Färbemittel aus einheimischen Pflanzen, Mineralien und Insekten gewinnen konnten. Als dann in den 1850er Jahren synthetische Farben aufkamen, wurden die alten Techniken für Jahre vergessen, bis die Weber bemerkten, dass traditionelle Methoden einen größeren Anklang auf den Märkten fanden. Besonders bekannt ist als natürlicher Farblieferant die Cochinillelaus, deren zerstoßene Larve einen kräftigen Rotton ergibt. Dieser Parasit lebt auf diversen mexikanischen Kaktusarten wie dem Nopal, musste jedoch einige Zeit lang aus Peru importiert werden: Mit der steigenden Popularität der Synthetikfarben hatten die lokalen Einwohner aufgehört, die Cochinille zu kultivieren und die Weber konnten die Laus nur noch auf wilden Kakteen in den Bergen finden. Heute gibt es wieder vereinzelte Cochinille-Farmen im Tal von Oaxaca, die die Larven allerdings teuer verkaufen.

Textilwerkstatt in Teotitlán del Valle, Mexiko

Textilwerkstatt in Teotitlán del Valle, Mexiko
Bildquelle: Ingrid Kummels

Zum Färben der Garne werden nun große Töpfe mit Wasser zum Kochen gebracht und das Färbemittel wird beigemischt. Das Garn wird dann für 10-30 Minuten eingetaucht. Nachdem der gewünschte Farbton erreicht ist, wird das Garn wieder gewaschen und in der Sonne getrocknet. Dabei werden oft Steine als Gewichte benutzt, um das Garn vor dem Zusammenziehen zu bewahren. Selbstgefertigtes Garn wird allerdings nur noch für besondere Aufträge genutzt und die Weber verwenden meist auf Märkten erworbenes Garn. Danach beginnt die eigentliche Webarbeit an den Webstühlen. Die männlichen Familienoberhäupter bestimmen meist Muster und Farben der Textilien und schaffen damit eine für ihre Familie charakteristische Textilserie. Dabei verwenden sie, dem Geschmack ihrer internationalen Kunden entsprechend, altamerikanische Ikonografie, genauso wie Motive von Diego Rivera, Miró und Picasso und kombinieren sie mit lebhaften, bunten, zeitgenössischen Designs. Nach getaner Arbeit liefert das Familienoberhaupt die fertigen Textilien entweder an den Auftraggeber oder verkauft sie an lokale Händler.

 

Peggy Goede