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Hintergrundinformationen zum kolonialzeitlichen Text

Guaraní war schon vor der Eroberung Lingua Franca verschiedener kleinerer Völker, mit denen aus wirtschaftlichen und politischen Gründen eine Kommunikation notwendig war. Guaraní war allerdings keine Schriftsprache. Die Verschriftlichung wurde von den christlichen Mönchen zum Zwecke einer besseren Evangelisierung geleistet. Der Franziskaner Fray Luis de Bolaños (1539-1629) übersetzte den Catecismo breve para rudos y ocupados ins Guaraní. Die Ordenanzas von Asunción von 1603 wurden noch im gleichen Jahr in das Guaraní übersetzt. Diese beiden Texte gelten als die ersten Schriftstücke in Guaraní. Neben den Übersetzungen schrieb Fray Luis de Bolaños außerdem die ersten grammatikalischen Anmerkungen und das erste Wörterbuch, die beide als Grundlagenwerke für spätere Arbeiten dienten. Das Guaraní erfuhr durch die Verschriftlichung eine Veränderung. Die jesuitischen Gelehrten vereinheitlichten verschiedene Dialekte und schufen so das klassische Guaraní. Herausragend ist das Werk des Jesuiten Antonio Ruiz de Montoya (1584-1651). Seine drei Werke Tesoro de la lengua guaraní, Arte y Vocabulario de la lengua guaraní und das Catecismo de la lengua guaraní bilden noch heute die Grundlage für das Studium der Sprache. 

Von 1603 bis 1768 wurde Paraguay im religiösen aber auch kulturellen Bereich von den Jesuiten geprägt. Mit ihnen erlebte das Guaraní einen eindeutigen Prestigegewinn und erfuhr eine enorme territoriale Ausbreitung, da durch sie diese Sprache früher als andere indianische Sprachen in Grammatiken und Wörterbüchern (1639 und 1640) schriftlich fixiert wurde. Der neu gegründete jesuitische Orden sah in Amerika eine Möglichkeit, die utopische Idee einer theokratischen Regierung mit einer von Gleichheit geprägten Gesellschaftsordung, in der sie natürlich eine bevorzugte Rolle einnähmen, zu verwirklichen. Die Jesuiten hatten ihre eigenen Druckmaschinen und produzierten religiöse Texte auf Guaraní. Die jesuitischen Missionen lagen in einem Gebiet, welches heute den Süden Paraguays und Brasilien, den Nordosten Argentiniens und den Norden Uruguays umfasst.

 

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