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Human Development Index (HDI)

Der HDI ist ein Index, der zur Messung menschlicher Entwicklung eine Landes verwendet wird. Bei seiner Berechnung werden nicht nur ausschließlich ökonomische Kennzahlen verwendet, sondern vielmehr eine Vielzahl von Aspekten des menschlichen Lebens berücksichtigt. Der HDI vergleicht infolgedessen nicht nur das Bruttoinlandprodukt (BIP) sowie dessen Verteilung, sondern auch die Lebenserwartung in einem Land oder den Bildungsgrad der Bevölkerung (dabei wird der Bildungsgrad z.B. anhand der Alphabetisierungsrate und der Einschulungsrate ermittelt, während für die Ermittlung der Lebenserwartung solche Indikatoren wie Gesundheit, Gesundheitsfürsorge, Ernährung oder Hygiene verwendet werden).

Seit 1990 veröffentlicht das United Nations Development Programme (UNDP) jährlich einen Bericht, in dem die ermittelten Daten des HDI vorgestellt werden.

Berechnung des HDI

Der HDI besteht, wie in der Definition beschrieben, aus drei Komponenten: dem BIP, der Lebenserwartung und dem Bildungsstand der Bevölkerung. Für alle diese Kompomenten wird wiederum ein Index wie folgt ermittelt:

Index = (tatsächlicher Wert – unterer Grenzwert)/(oberer Grenzwert – unterer Grenzwert)

Als tatsächlicher Wert gilt der für die Ermittlung des Indizes aktuell gemessene Wert. Der untere Grenzwert wurde 1987 ermittelt, er ist der weltweit niedrigste gemessene Wert. Im Falle der Lebenserwartung beispielsweise beträgt er 25 Jahre. Als oberster Wert gilt eine Zielvorstellung, bei Bildung 100%. Für die Lebenserwartung wird mit einem oberste Wert von 85 Jahren gerechnet.

Aus den drei Werten wird nun wiederum ein Durchschnittswert ermittelt:

Durchschnittswert = (Lebenserwartungsindex + Bildungsindex + BIP-Index)/ 3

Das Ergebnis dieser Rechnung1 ist ein Wert, der sich zwischen 0 und 1 befindet. Hierbei werden die Werte in vier Kategorien eingeteilt: 0,9 ≤ HDI impliziert einen sehr hohen Grad menschlicher Entwicklung, 0,8 ≤ HDI < 0,9 geht von einem hohen menschlichen Entwicklungsgrad aus, 0,5 ≤  HDI < 0,8 steht für einen mittleren menschlichen Entwicklungsgrad und 0 ≤  HDI < 0,5 schreibt einem Land ein niedriges menschliches Entwicklungsniveau zu.

Kritik

Ein großer Vorteil des HDI ist, das er menschliche Entwicklung in den Vordergrund stellt. Die Bedeutung von Bildung und Gesundheit werden durch den Index anerkannt. Entwicklung wird somit nicht vorrangig an ökonomischen Faktoren wie Einkommen und Kaufkraft gemessen.

Allerdings berücksichtigt der HDI keine ökologischen Faktoren wie Umweltschutz oder klimatische Veränderungen. Ökonomen wie Bryan Caplan werfen dem HDI auch vor, die drei Indikatoren falsch zu gewichten. Ihm zufolge sollten Lebenserwartung und BIP stärker in den Wert einfließen.

Ökonomen wie Ranis, Stewart und Samman betonen die Interdependenz von menschlicher Entwicklung und ökonomischem Wachstum. Beide sollten begleitend stattfinden, um Entwicklung zu generieren. In die Berechnung des Indexes sollten - neben dem Bildungs- und Gesundheitswesen – auch der Grad von Ungleichheit in der Einkommensverteilung sowie die Möglichkeiten für Erwerbslose, entlohnte Beschäftigung zu finden, und ebenso die Bildungschancen - speziell für Frauen - einfließen.

Folgerung

Nichtsdestotrotz vermittelt der HDI, dadurch dass in ihm fundamentale Bedürfnisse und Chancen im Leben in Betracht gezogen werden sollen, ein weitaus komplexeres Bild der Entwicklung eines Landes als das BIP. Die folgende Grafik macht deutlich, dass Länder, die sich auf dem nahezu gleichen Rangplatz des HDI Reports positionieren (Brasilien Platz 75 im Jahr 2009 und Russland Platz 71 im Jahre 2009) ein durchaus großes Gefälle zwischen ihrem Pro-Kopf-BIP aufweisen können. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass Länder mit nahezu gleichem BIP durchaus in den Messskalen des HDI weit auseinander liegen können.

Quelle: http://hdrstats.undp.org/en/countries/country_fact_sheets/cty_fs_BRA.html


1 Berechnung nach Quelle: http://www.mzes.uni-mannheim.de/users/rothenbacher/lehre_HS2006/Landes_Floerchinger_Siefert.pdf