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Nominaler Wechselkurs

Der nominale Wechselkurs gibt das Austauschverhältnis zweier Währungen zueinander an. Genauer: Er bringt den Wert der ausländischen Währung in Einheiten der inländischen Währung zum Ausdruck (international wird meistens der Wert zum US-Dollar betrachtet). Hierbei unterscheidet man zwischen der Kursangabe in Preisnotierung und derjenigen in Mengennotierung.

Die Mengennotierung gibt den in Auslandswährung ausgedrückten Preis für eine Einheit Inlandswährung an – z.B. 1 € = US$ 1,3665. Dies bedeutet, dass ein Euro gegen 1,3665 US-Dollar getauscht werden kann (Mal abgesehen von den Gebühren, die ich als Konsument beim Währungstausch bezahlen muss, heißt dieser Wert also übersetzt: Beim Umtausch meiner Euro in US-Dollar kann ich mir von 1 Euro 1,3655 US$ „kaufen“).

Die Preisnotierung gibt den Preis für eine Einheit ausländischer Währung in inländischer Währung an – z.B. US$ 1 = 0,733 €. Dies bedeutet, dass man einen US-Dollar für 0,733 Euro eintauschen kann (Analog zur Mengennotierung bedeutet dies, dass 1 US$ mich 0,733 € „kostet“). International ist die Mengennotierung am weitesten verbreitet.

Der nominale Wechselkurs kann somit als Austausch- und Bewertungsinstrument für den Handel mit Gütern und Dienstleistungen zwischen verschiedenen Ländern angesehen werden. Das heißt, dass der nominale Wechselkurs uns über die Menge inländischer Währung informiert, die wir benötigen, um eine bestimmte Menge von Gütern oder Dienstleistungen in ausländischer Währung zu erwerben. Das bedeutet auch: Der Wechselkurs gibt uns den Preis ausländischer Waren in inländischer Währung an. Einen Überblick über verschiedene tagesaktuelle Wechselkurse gibt es zum Beispiel hier: www.oanda.com.

Interessant sind  Veränderungen des Wechselkurses. Hierbei wird davon gesprochen, dass eine Währung relativ zu einer anderen „aufwertet“ oder „abwertet“. Wenn von einer Aufwertung der heimischen Währung gesprochen wird, dann wird diese im Vergleich zur Auslandswährung „teurer“. Bei einer Abwertung wird die heimische Währung im Verhältnis zur ausländischen Währung „billiger“. Dies lässt sich anhand der bereits vorgestellten Preis- und Mengennotierung verdeutlichen. Von einer Aufwertung der heimischen Währung spricht man dann, wenn gemäß der Mengennotierung der Preis für die ausländische Währung – gemessen in Einheiten heimischer Währung – sinkt (also wenn gemäß der Preisnotierung der Preis für die inländische Währung steigt). Bei einer Abwertung der heimischen Währung sinkt der Preis für die inländische Währung in Mengennotierung bzw. steigt der Preis für die ausländische Währung gemessen in Einheiten heimischer Währung gemäß der Preisnotierung. Dies lässt sich auch anhand eines Zahlenbeispiels verdeutlichen. Am 09.06.2011 betrug der Wechselkurs des Euro 1,46384 US-Dollar pro Euro in Mengennotierung, am 10.06.2011 betrug der Wechselkurs 1,45781 US-Dollar pro Euro (siehe www.oanda.com). Der US-Dollar hat aufgewertet, ist also teurer geworden, daraus folgt automatisch, dass der Euro abgewertet hat, d.h. eine Europäerin bekommt am 10.06.2011 weniger US-Dollar für 1 Euro als am Vortag.

 Die folgende Grafik stellt beispielhaft den Wechselkurs in Preisnotierung des argentinischen Pesos und der Deutschen Mark bzw. ab 2002 des Euro zum US-Dollar dar. Hierbei wird angegeben wie viel Peso bzw. Euro man für einen US-Dollar erwerben kann.

In der Grafik lässt sich gut erkennen, dass der argentinische Peso zwischen 1991 und 2003 einen konstanten nominalen Wert zum US-Dollar hatte, was sich auf die argentinische Wechselkursbindung an den US-Dollar, das sogenannte Currency Board, zurückführen lässt. Dieses Wechselkursystem musste 2001/2002 aufgegeben werden, was zur Folge hatte, dass der argentinische Peso gegen den US-Dollar 2002 stark abwertete (die Kurve in Preisnotierung steigt, weil nun mehr Peso nötig sind, um einen US-Dollar zu kaufen).

Im Gegensatz dazu ist die Deutsche Mark bzw. ab 2001/2002 der Euro sehr stabil. Im Vorfeld der Euroeinführung und kurz danach wertete die Mark bzw. ab 2002 der Euro gegenüber dem US-Dollar ab. Ein Grund hierfür kann zum Beispiel Misstrauen internationaler Investoren und Investorinnen gegenüber der neuen Währung sein – sie wollen weniger Euro oder in Euro denominierte Anlagen halten. Ab 2003 ist dann eine kontinuierliche Aufwertung gegenüber dem US-Dollar festzustellen. Die Stabilität des Euro, vor allem aber die Aufwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar, kann sowohl auf die wachsende Bedeutung des Euro im internationalen Handel als auch auf seine Rolle als internationale Reservewährung und auf eine Abwertung des US-Dollar zurückzuführen sein.

Nominaler Wechselkurs in Preisnotierung (1 US$ = ... Arg. Peso / Euro)

Quelle: Weltbank WDI

Effektiver nominaler Wechselkurs

Der effektive nominale Wechselkurs dient zum Vergleich der internationalen Preiswettbewerbsfähigkeit (das heißt die Wettbewerbsfähigkeit der Preise und Kosten der in einer Volkswirtschaft produzierten Güter) mit mehr als einem anderen Land. Die Preiswettbewerbsfähigkeit setzt die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft auf dem Weltmarkt  mit dem Wechselkurs in Zusammenhang, hierbei steht die Frage im Mittelpunkt: wie verändert sich die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Produkte auf dem Weltmarkt, wenn sich der Wechselkurs gegenüber den Währungen der Handelspartner ändert.

Der effektive nominale Wechselkurs wird über einen gewichteten Währungskorb ermittelt. Dies kann man sich wie folgt vorstellen: Die Währungen der wichtigsten Handelspartner des Inlands werden zusammengefasst, wobei die Währungen dieser Länder mit dem jeweiligen prozentualen Anteil, den ihr Außenhandel mit dem Inland hat, dem Handelsvolumen, gewichtet werden. Die Europäische Zentralbank berechnet den effektiven nominalen Wechselkurs für den Euro als gewichtetes Produkt der Indizes der nominalen Wechselkurse auf Basis der Mengennotierung. Dadurch lässt sich der Ausdruck zwar nicht mehr als Wechselkurs im ursprünglichen Sinne interpretieren, aber eine Aussage über die zeitliche Entwicklung (Auf-/Abwertung), also den Gewinn oder Verlust an relativer Preiswettbewerbsfähigkeit, treffen.1

Dies ist für viele Volkswirtschaften von Interesse, da die Entwicklung der Exporte und Importe zu einem nicht unerheblichen Teil von ihren Preisen bestimmt werden. Wenn der Wechselkurs eines Landes effektiv aufwertet, dann verliert dieses Land gegenüber seinen wichtigsten Handelspartnern an Preiswettbewerbsfähigkeit. Der Verlust an Preiswettbewerbsfähigkeit und der damit einhergehende Rückgang der Exporte beeinflussen Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und die Leistungsbilanz.


1 http://www.bundesbank.de/download/statistik/stat_weuro.pdf (Stand 08.03.2010)