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Porträt Margarita Suzán

Die Mexikanerin Margarita Suzán fühlte sich Ende der Sechzigerjahre eigentlich eher zum Kino hingezogen. Trotzdem schrieb sich die junge Marxistin nicht in der Filmschule, sondern an der soziologischen Fakultät ein. Sie war Mitglied der kommunistischen Partei und beteiligte sich in studentischen Brigaden an der Volksaufklärung auf Märkten und auf öffentlichen Plätzen. Dennoch gehörte sie zu der undogmatischen Fraktion.

„Wir hörten die Stones, lasen Sartre, fühlten uns wie die Kings. Wir machten viele Dinge, die nicht im Einklang mit der strengen Parteidisziplin standen. Die schicken Linken wurden wir genannt.“

Margarita Suzán war eine Zeit lang eine der wenigen weiblichen Delegierten im Nationalen Streikrat CNH. Als die Soldaten am 2. Oktober die studentische Kundgebung niederschossen, flüchtete sie in eine Wohnung und blieb dort viele Stunden unter Todesangst versteckt. Später engagierte sie sich für die politischen Gefangenen und kehrte 1969 an die Universität zurück.

„Die Stadt war völlig im Schrecken erstarrt. Es gab gar keine Erinnerung an die Bewegung, die man hätte rekonstruieren können. Die einzigen Optionen in den Siebziger Jahren waren der bewaffnete Kampf – oder eben der schmutzige Krieg.”

Jahre später ging Suzán in das benachbarte Nicaragua, beteiligte sich an der sandinistischen Revolution und blieb insgesamt 15 Jahre dort. Viele Jahre arbeitete sie im Innenministerium unter Tomás Borge. Heute arbeitet Margarita Suzán wieder als Dozentin und Dokumentarfilmerin in Mexiko-Stadt. Die 68er sieht sie als Anfang eines Erwachens.

 „Die Tatsache, dass ich, wenn mir jemand gefiel – und ich nicht vergaß die Pille zu nehmen - schlafen konnte, mit wem ich wollte, war geradezu Identitätsfindung: Ich bin meine eigene Herrin, ich kann machen, wonach

mir ist.“

Der Feminismus war noch nicht geboren, es ging um die kleinen Freiheiten: „Unser Vorbild war die Heldin von „Außer Atem“: das Haar kurz tragen und rauchen können.“

Mareike Lühring / Anne Huffschmid