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Schüler- und Studentenbewegung in Uruguay

Ende der Sechzigerjahre war die Lage in Uruguay angespannt: Große Teile der gut ausgebildeten Schüler- und Studentenschaft waren desillusioniert, da sie aufgrund der Wirtschaftskrise wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt sahen. Als im Mai 1968 die Busfahrpreise erhöht wurden, besetzten Schüler und Studierende diverse Hochschulen; Studenten und sich solidarisierende Dozenten der Universidad de Trabajo de Uruguay (UTU) traten in den Streik. Ende Mai kam es zu ersten Zusammenstößen zwischen Studenten und Polizei. Bei weiteren Demonstrationen, bei denen sich immer mehr Arbeiter und Studierende mit den Protestierern solidarisierten, wurden Autos in Brand gesetzt und Scheiben eingeworfen. Die Proteste radikalisierten sich auch inhaltlich: War es bei der studentischen Mobilisierung anfangs noch gegen die Erhöhung der Fahrpreise gegangen, so wurden nun weitergehende Forderung, wie die Verstaatlichung des Transportwesens und die Aufhebung der Notstandsgesetze, erhoben. Am 14. August 1968 gab es bei Zusammenstößen zwischen Studenten und Polizisten ein erstes Todesopfer. Ein junger Student namens Líber Arce starb an den schweren Verletzungen, die ihm Polizisten am Vortag zugefügt hatten. Sein Tod löste eine Welle der Empörung im ganzen Land aus. Am 21. September wurden zwei weitere Studenten von der Polizei getötet. Die Polizeigewalt löste eine Radikalisierung der Bewegung aus. Einige Aktive aus der Schüler- und Studentenbewegung schlossen sich Guerillagruppen wie den Tupamaros an. Die zweite, jüngere Generation der Guerilleros war geboren.

Markus Rauchecker