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Diego Quispe Tito (Cuscoschule)

Neben den europäischen Malern gab es noch zahlreiche indigene Künstler, die in den europäischen Malschulen in Amerika unterrichtet wurden, den Werken jedoch ihre eigene, indigene, Note gaben. Als bedeutendster indigener Künstler der Kolonialzeit galt Diego Quispe Tito. Von diesem sind zahlreiche signierte Werke bekannt, und viele sind ihm stilistisch zugeordnet worden. Leider existieren keine schriftlichen kolonialen Quellen über Quispe Tito, doch geben seine Bilder viele Hinweise auf sein Leben.

Diego Quispe Tito wurde 1611 in Cusco als Angehöriger der Oberschicht geboren und war bis zum Ende des 17. Jahrhunderts tätig. Wegen seiner adligen Herkunft und seines herausragenden Talentes konnte er als Meister arbeiten, seine Werke signieren und eigene Verträge aushandeln.

Heiliger Jerome, Diego Quispe Tito - Monasterio de Santa Catalina, Arequipa © Biografías y vidas

Die Einzigartigkeit seiner Bilder zeigt sich zum Beispiel in fantastischen Landschaftsszenarien, die bei Bernardo Bitti oder anderen nicht zu sehen sind. Trotz dieser flämischen Komponente sind seine Figuren jedoch maneristisch, vielleicht durch den Einfluss Bittis oder durch das Kopieren anderer italienischer Meister.

Quispe Titos indigene Herkunft machte sich an vielen in seinen Landschaften verborgenen Details bemerkbar, wie zum Beispiel den zahlreichen einheimischen Vögeln in den Bäumen, die bald beispielhaft für die Cuscoschule werden sollten. Vor allem die tropischen Papageien werden von einigen Forschern als verstecktes Symbol des andinen Widerstandes angesehen und nahmen vielleicht Bezug auf den inkaischen Adel.

Sagitario, Parabola de los invitados a la boda-Diego Quispe Tito, 1681-Catedrál del Cusco aus: Pintura en el Virreinato del Perú, (1989), S. 192, n°91 (foto 14 adjunto) © Banco de Crédito del Perú

Als Hauptwerk von Quispe Tito wird eine Serie von 12 Bildern über Johannes den Täufer angesehen, die sich in seinem Geburtsort San Sebastián befinden oder die Serie des Heiligen Lazarus. Berühmt wurde auch seine Serie der Sternzeichen, die er 1680 für die Kathedrale von Cusco anfertigte. Die Bilder aus Cusco umfassen bis auf diese Serien Einzelwerke, was die Einzigartigkeit Quispe Titos ausmacht und ihn von anderen zeitgleichen Künstlern Cuscos unterscheidet.

Da sein letztes Werk von 1681 datiert, muss er irgendwann nach diesem Zeitpunkt gestorben sein.

 

 Peggy Goede