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Lateinamerikanische Zeitgeschichte in Telenovelas und in Fernsehserien

Einflüsse auf das Kollektivgedächtnis für die umstrittenen Zeiträume am Beispiel Chiles und Kolumbiens.

Mónika Contrereas Saiz

Fernsehserien wie „Los archivos del Cardenal“ aus Chile und Telenovelas wie „Pablo Escobar, el patrón del mal“ oder „Los tres Caínes” aus Kolumbien, die in den letzten Jahren ausgestrahlt wurden, zeigen die zunehmende Beteiligung der Massenmedien bei der Vermittlung von Erinnerung und bei der Konstruktion von „memoria histórica“ von schwierigen historischen Zeiträumen dieser zwei Länder. Bei beiden Beispielen geht es im Wesentlichen um die Aufarbeitung vergangener gewalttätiger Konflikte allerdings ist der Kontext sehr verschieden. Während es in Chile um die Aufarbeitung einer Diktatur geht, die einen identifizierbaren Anfang und ein klares Ende hat (11.09.1973 – 11.03.1990), zeigt sich in Kolumbien eine ganz andere Situation, da es sich nicht um eine Diktatur handelt und die Herausforderung bei der Aufarbeitung in der Gegenwärtigkeit des noch andauernden Konfliktes besteht. Eine Besonderheit dieses Konfliktes ist dabei die Vielzahl an beteiligten Gruppierungen aus unterschiedlichen Lagern mit den verschiedensten Motiven. Der Konflikt überschreitet mit dem stattfindenden Drogenhandel und den starken wirtschaftlichen Interessen transnationaler Konzerne in Bezug auf die natürlichen Ressourcen in den umkämpften Gebieten die Grenzen der bewaffneten Konfrontation zwischen der nationalen Armee, Guerilla-Armeen und paramilitärische Armee. Trotz der Unterschiedlichkeit der beiden Fälle, veranschaulichen sie die Entwicklung und den zunehmenden Einfluss des Fernsehens und der Unterhaltungsindustrie in Bezug auf die Geschichtsdeutung in Chile und Kolumbien. In beiden Ländern entfachten diese TV-Produktionen mehrere kontroverse Debatten auf unterschiedlichen Ebenen, die im Zuge dieses Projektes hinsichtlich ihrer Akteure, Themen, Argumenten usw. genauer untersucht werden sollen. Weiterhin untersucht dieses Forschungsprojekt die Entstehungsgeschichte solcher Formate bzw. Produktionen und die Konsequenzen und Wirkungen von öffentlichen Aufführungen der Erinnerung und Deutung der obengenannten Zeiträume für das kommunikative Gedächtnis bestimmter Kollektive im nationalen wie im globalen Kontext.