Intersektionalität
Der Begriff Intersektionalität bezieht sich auf ein Konzept der Geschlechterforschung, und beschreibt die Überlagerung und Verbindung struktureller Kategorien, die Ungleichheiten generieren. Die Idee ist schon lange bekannt, gleichwohl der Begriff erst in den 80er Jahren von der nordamerikanischen Juristin Kimberlé Crenshaw geprägt wurde.
Eva Blays Arbeit bietet eine intersektionale Perspektive auf den brasilianischen Kontext, obwohl sie den Begriff von Crenshaw nicht verwendet. In ihren Analysen geht Blay auf das Problem der Mehrfachdiskriminierung ein und zeigt, dass in der brasilianischen Wissenschaft und in soziologischen Studien die Überschneidung von Kategorien wie Geschlecht, Klasse, ethnische Herkunft und Alter berücksichtigt wird.
Ein Beispiel hierfür ist der Artikel "Aspekte der Teilnahme von Jud*innen am sozio-politischen Leben Brasiliens in den 30er Jahren" (Blay, 2001) über die Chancengleichheit von Frauen im brasilianischen Kontext. Blay spricht von den hierarchischen Beziehungen, die soziale Kategorien beiden Geschlechtern historisch auferlegt haben und die die weibliche Realität mit Diskriminierung markieren. Laut Blay reproduziert sich diese Hierarchie, die die wirtschaftliche Unterordnung der Frau unter den Mann impliziert, in allen sozialen Klassen, in verschiedenen ethnischen Gruppen und in jeder Generation. Zudem überlappen sich die anderen strukturellen Kategorien wie Klasse oder Ethnizität und bilden eine "Pyramide der Macht" (ibid.: S. 3). In dieser Pyramide, die für eine kapitalistische Gesellschaft charakteristisch ist, hat die wirtschaftliche Position einer Person mehr Wert als die ethnische Position. Der Weiße Mann mit hohem Einkommen hat die größte Macht. Eine Weiße Frau mit hohem Einkommen hat mehr Macht als jeder nicht-Weiße Mann. Das Subjekt in der hierarchisch niedrigsten Position ist die Schwarze und arme Frau. Sie leidet folglich am meisten unter multipler Diskriminierung. In Bezug auf die Kategorie des Alters stellt Blay fest, dass sich der Wert im Laufe der Zeit stark verändert hat. Heutzutage befindet sich eine ältere Person in einer schwachen Position, während in der Vergangenheit mit dem Alter Weisheit assoziiert wurde.
Ein Thema, das in der akademischen Laufbahn von Eva Blay sehr präsent und aktuell ist, ist die Verbindung von Geschlecht und Judentum, indem sie die ungleichen Beziehungen zwischen jüdischen Männern und Frauen untersucht, die nach Brasilien immigriert sind (Blay, 2009) sowie die politische Beteiligung von jüdischen Immigrant*innen in Brasilien (Blay, 2006)
Quellen
- Blay, Eva Alterman (2009): “Gender, resistance and identity: Jewish immigrants in Brazil”, em: Tiempo Social. Revista de sociologia da Universidade de São Paulo. Vol. 21, Nr. 2. São Paulo. p. 235-258.
- Blay, Eva Alterman (2006): “The participation of Jewish Women in social and political activities: Their past experience in Europe and as immigrants in Brazil”, em: 8th European Association for Jewish Studies Congress, 2006, Moscou. European Association for Jewish Studies. Vol. 1. Moscou. p. 246-246.
- Blay, Eva Alterman (2001): "Um caminho ainda em construção: a igualdade de oportunidades de mulheres", em: Revista USP, n. 49, março/maio. São Paulo. p. 82-97.