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Vorinkaische Keru

Vorkoloniale keru

Keru Chancay, aus: Flores Ochoa "Queros - Arte Inca en vasos ceremoniales" (1998), S. 9 © Banco de Crédito del Perú

Keru Wari (700a.C.-1100d.C.) Museo de la Nación,Lima, Flores Ochoa "Queros - Arte Inca en vasos ceremoniales" (1998), S.7 © Banco de Crédito del Perú

Vorinkaische keru

Im höheren Formativum (500 v. Chr. – 300 n. Chr.) entstanden in den Anden hochrangig hierarchisierte Gesellschaften, wie z.B. Pukara, Tiwanaku, Moche, Wari und Nazca.

Ihr gemeinsames Merkmal war die Entwicklung einer elitären Schicht, der es gelang, Arbeitskräfte an sich zu binden und diese aufzuteilen. Die neu organisierte Arbeitskraft ermöglichte die Intensivierung der Vieh- und Landwirtschaft und somit die Produktion von Überschuss.

Um ihren Herrscherstatus zu manifestieren ließ die Elite Statussymbole produzieren, was wiederum zu einer Weiterentwicklung der Architektur, sowie der Keramik-, Stein- und Textilkunst führte.

Ein besonderes Merkmal war die Produktion von zeremoniellen Trinkbechern, den so genannten keru. Diese besaßen in den andinen Gesellschaften eine besondere soziale und politische Funktion.

Auf zeremoniellen Festen wurden durch das Trinken aus keru reziproke Beziehungen, sowohl innerhalb einer Gemeinschaft als auch zwischen den einzelnen Gemeinschaften, hergestellt und stabilisiert.

Die keru wurden in verschiedene Formen und Größen und  aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt.
Charakteristisches Merkmal ist ein gürtelähnliches Band im mittlerem Bereich des keru, das unter anderem in den Kulturen von Pukara und Tiwanaku und später auch wieder bei den inkaischen keru auftaucht.

Die bildlichen Darstellungen spiegeln das soziale und kulturelle Leben der andinen Bevölkerung wieder ( => Kosmologie). Abgebildet sind menschliche Gesichter, Trophäenköpfe  und verschiedene Tiere wie Lamas oder Kondore. Häufig finden sich auch fitomorphe Figuren, wie z.B. Lamas mit katzen- oder vogelartigen Gesichtszügen.

Spezifische Darstellungen variieren je nach Region. So sind z.B. auf vielen keru der Wari-Kultur Maispflanzen dargestellt, die repräsentative Kulturpflanze der Täler mit gemäßigterem Klima.

Die Darstellung von halluzinogenen Pflanzen, welche auf eine zeremonielle Verwendung der keru schließen läßt,  ist in Tiwanaku besonders ausgeprägt, läßt sich aber auch auf keru anderer Kulturen wiederfinden.

Julia Meschkank