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Freischaffende Meisterweber

Mit der Eroberung durch die Spanier fällt die staatliche Aufsicht über die Textilproduktion weg. Die cumbicamayo gehen zurück zu ihren Herkunftsorten oder betätigen sich als Wanderweber. Jedem, der über die entsprechenden Mittel verfügte, war es nun möglich, Textilien in Auftrag zu geben. Die Kontrolle über die Herstellung, das Aussehen der unku und die Einschränkung der potentiellen Nutzer fällt weg. Eine freiere Gestaltung der unku wird möglich, die sich in der Ausbreitung inkaischer Motive und der Einarbeitung kolonialer Motive ausdrückt. Auch technische Neuerungen finden statt. So wurde der hier vorgestellte koloniale unku vom Webstuhl geschnitten und aus zwei Teilen zusammengenäht.

Seiden-, Gold- und Silberfäden finden sich in kolonialen Textilien. (© Anne Ebert)

Neue Luxusmaterialien wie Seide aus China und Silber- und Goldfäden aus Spanien finden ihren Eingang in die andine Textilherstellung. Die auf dem unku gefundenen Seidenstickereien ermöglichten so eine genaue Datierung in die Kolonialzeit. Goldfäden wurden für die Ausarbeitung des Kreuzes auf dem Altartuch verwendet.  

In Spanien regelten bereits Gesetze das Tragen luxuriöser Kleidung, wie sie auch im Vizekönigreich Peru eingeführt wurden. Ziel war es, die sozialen Hierarchien zu regeln. Die spanischen Herrscher sollten sich augenscheinlich von der andinen und mestizischen Bevölkerung abgrenzen. So wurde die Menge an Seide, ebenso die Zahl der Spitzenteile, die an unku als Ärmel angenäht werden durften, beschränkt. Weiterhin versuchte die spanische Krone die eigene Seidenproduktion zu schützen, indem die Herstellung von Luxusstoffen in den Kolonien verboten wurde. Brokate, Samt und Seidenfabrikate waren nur direkt aus Spanien zugänglich und wurden über Cadiz nach Lima verschifft.

 

 

A. E.