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Die Geschichte eines regionalwissenschaftlichen Instituts in über fünf Jahrzehnten der Aufbrüche und Umbrüche

Sie steht für ein Lateinamerika-Institut in Bewegung: die Bauhaus-Treppe im Hauptgebäude in der Rüdesheimer Straße.

Sie steht für ein Lateinamerika-Institut in Bewegung: die Bauhaus-Treppe im Hauptgebäude in der Rüdesheimer Straße.
Bildquelle: Karina Kriegesmann

Das Gebäude des Lateinamerika-Instituts am Breitenbachplatz aus der Vogelperspektive in den 1980er-Jahren.

Das Gebäude des Lateinamerika-Instituts am Breitenbachplatz aus der Vogelperspektive in den 1980er-Jahren.
Bildquelle: Luftbildaufnahme vom Breitenbachplatz (r. unten) und der Autobahnüberbauung, Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Fotosammlung, RF/0000-184.

Lateinamerika ist ein Kontinent in permanenter Bewegung, der seit Jahrhunderten Menschen in verschiedenen Weltregionen fasziniert und wissenschaftliche Neugierde weckt. Am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin ist das Interesse seit über einem halben Jahrhundert besonders stark ausgeprägt, findet doch die Beschäftigung in einem intensiven Austausch zusammen mit Lateinamerikanerinnen und Lateinamerikanern statt. Inmitten des Kalten Kriegs rückte Lateinamerika in den 1960er- und 1970er-Jahren in den Fokus vieler Menschen insbesondere in der Bundesrepublik. Der ,Kontinent der Revolutionen‘ erhielt unter anderem durch die Literatur des Booms, die Debatten um Entwicklung und ,Unterentwicklung‘ und schließlich durch die Diktaturen kontinuierliche Beachtung, die sich auch in der wissenschaftlichen Beschäftigung niederschlug.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass das Lateinamerika-Institut, auch bekannt als LAI, 2020 sein 50. Gründungsjubiläum gefeiert hat, zeichnet sich doch die Institutsgeschichte durch verschiedene Brüche aus. In den vergangenen fünf Jahrzehnten stellten sich Herausforderungen für das Selbstverständnis und die Zukunft des Instituts: seien es das wachsende Interesse an den politisch umkämpften Regionalwissenschaften nach dem Zweiten Weltkrieg, die auch durch die 1968er- Bewegungen hervorgerufenen Umstrukturierungen im Hochschulbereich und Diskussionen um die sogenannte ,Dritte Welt‘, das Aufeinanderprallen der Ideologien und die Auseinandersetzungen zwischen den Generationen, die Verletzung der Menschenrechte in Lateinamerika, die wachsende  Mobilisierung der Studierenden oder die Sparmaßnahmen im Bildungssektor – all diese Entwicklungen sind eng mit der Geschichte des Instituts verbunden. Seinen Mitgliedern gelang es immer wieder, Momente des Umbruchs in Phasen des gemeinsamen Aufbruchs zu verwandeln.

Die Ausstellung ist das Resultat des im Wintersemester 2019/20 im Rahmen des Masterstudiengangs durchgeführten Projektkurses „50 Jahre LAI – Vorbereitung einer Ausstellung anlässlich des Jubiläums einer geschichtsträchtigen Institution“. Das Vorhaben hatte die Intention, die Geschichte des jüngsten regionalwissenschaftlichen Instituts der Freien Universität Berlin quellennah und kritisch zu bearbeiten. Ein besonderes Anliegen der Ausstellung besteht darin, bislang wenig bekannte Facetten vor allem der 1960er- und 1970er-Jahre zu präsentieren und in einem weit über die Universität hinausreichenden Rahmen zu interpretieren. Grundlegend für die Darstellung sind neben Gesprächen mit aktuellen und ehemaligen Institutsmitgliedern auch Nachlässe, Protokolle und Akten des Institutsrats, des Kuratoriums und des Akademischen Senats, offizielle Dokumente und Flugblätter, Vorlesungsverzeichnisse, Lehrmaterialien, Zeitungsberichte und persönliche Korrespondenzen, die im Lateinamerika-Institut selbst, im Universitätsarchiv der Freien Universität Berlin und im Ibero-Amerikanischen Institut konsultiert wurden.