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International vernetzt bereits vor der Gründung

Die Kontakte und Referenzen auf beiden Seiten des Atlantiks waren bereits in den 1960er-Jahren zentral für die Institutionalisierung der Lateinamerikaforschung in Berlin.

Die Kontakte und Referenzen auf beiden Seiten des Atlantiks waren bereits in den 1960er-Jahren zentral für die Institutionalisierung der Lateinamerikaforschung in Berlin.
Bildquelle: LAI

Die Institutionalisierung der Berliner Lateinamerikaforschung ist nicht allein vor dem Hintergrund eines Netzwerks wissenschaftlicher und politischer Kontakte innerhalb der Bundesrepublik zu verstehen. Von Interesse sind darüber hinaus bislang kaum bekannte transatlantische Verflechtungen. Renommierte Institute in den USA und in Europa stellten eine zentrale Referenz für das in Berlin zu gründende Zentrum dar. Unter dessen Wegbereitern zirkulierte im August 1962 ein Artikel des International Social Science Journal. Dieser informierte über das Latin American Institute der Columbia University in New York, das kürzlich seine Aktivitäten aufgenommen und insbesondere aus der Perspektive der US-Außenpolitik eine zentrale Bedeutung hatte.6

Die Orientierung an und zugleich die Abgrenzung von bereits bestehenden, sich Lateinamerika widmenden Institutionen waren für die Vordenker in Berlin zentral:
„Sicher wird man sich vor der Einrichtung des Zentrums einige ähnliche Institutionen – etwa in Amsterdam, London und Paris – ansehen müssen. Man wird diese Institutionen in einigen Dingen als Vorbild nehmen können, aber man wird auch neue Wege gehen.“7

Die Kontakte zu lateinamerikanischen Einrichtungen waren gleichermaßen relevant. 1964 erfuhr Hirsch-Weber während einer Reise durch Süd- und Nordamerika, dass verschiedene Hochschulen in Chile, El Salvador und Mexiko großes Interesse daran hatten, mit der Berliner Einrichtung einen Austausch auf professoraler und studentischer Ebene zu etablieren. Der mexikanische Präsident und Bildungsminister sagten finanzielle Mittel für die Förderung von Gastdozenten zu. In New York erfuhr Hirsch-Weber zudem, dass mit Frank Tannenbaum einer der bekanntesten Spezialisten für Lateinamerika in den USA bereit sei, als Gastprofessor nach Berlin zu kommen.

In den Diskussionen um die Finanzierung des transatlantischen Austauschs kam die Ford Foundation ins Spiel. Deren Leiter der Abteilung für internationale Angelegenheiten, Shepard Stone, setzte sich in den 1950er- und 1960er-Jahren intensiv für die Förderung der Freien Universität Berlin ein. Hirsch-Weber zufolge habe die Ford Foundation zwar nicht das Gebäude des geplanten lateinamerikanischen Zentrums und dessen Austauschprogramme vollständig finanzieren können, wohl aber habe Stone Mittel für Gastprofessuren nicht ausgeschlossen.8

 

6 Nachlass Hirsch-Weber, Sondersammlungen, IAI SPK, N-0086 b 15, Dok. 44, Hirsch-Weber an Neumann (2.8.1962).
7 Nachlass Hirsch-Weber, Sondersammlungen, IAI SPK, N-0086 b 15, Dok. 12, Hirsch-Weber an Bock (13.6.1962).
8 Nachlass Hirsch-Weber, Sondersammlungen, IAI SPK, N-0086 b 15, Dok. 108-110, Hirsch-Weber an Pabst (12.2.1964).