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Dahlem, Lankwitz, Tiergarten, Wilmersdorf: die Standortdebatte

Der Institutsrat des Lateinamerika-Instituts konstituierte sich im Juni 1970 in der Brucknerstraße 6 in Berlin-Lankwitz und hielt dort über ungefähr neun Monate seine Sitzungen ab.

Der Institutsrat des Lateinamerika-Instituts konstituierte sich im Juni 1970 in der Brucknerstraße 6 in Berlin-Lankwitz und hielt dort über ungefähr neun Monate seine Sitzungen ab.
Bildquelle: Karina Kriegesmann

Identische Flure, aber keine Bibliothek und einige weitere Büros.

Identische Flure, aber keine Bibliothek und einige weitere Büros.
Bildquelle: Herausgeber LAI

Die Raumpläne der 2. Etage im Gebäude in der Rüdesheimer Straße 54-56 von 1978 und 2014 im Vergleich.

Die Raumpläne der 2. Etage im Gebäude in der Rüdesheimer Straße 54-56 von 1978 und 2014 im Vergleich.
Bildquelle: Herausgeber LAI

Die Diskussionen um die inhaltliche Ausrichtung und die Aufgaben der geplanten Einrichtung sowie deren personelle Ausstattung gingen von Beginn an mit der Frage nach geeigneten Räumlichkeiten einher. Im Januar 1964 wurde zunächst rückwirkend zum 1. Oktober 1963 die Gründung einer Abteilung für Latein-Amerika am Romanischen Seminar der Freien Universität Berlin beschlossen.9 Ziel war es, diese auf lange Sicht zu einem interfakultativen Lateinamerika-Institut auszubauen.10 Nachdem im ersten Jahr verschiedene Räume auf dem Campus in Dahlem mitgenutzt wurden, zog die Latein-Amerika-Abteilung 1965 in eine Villa in der Brucknerstraße in Lankwitz und damit in die direkte Nähe des Ibero- Amerikanischen Instituts, dessen Bibliothek eine wesentliche Grundlage für die Forschung darstellte.11 Gastvorträge und Veranstaltungen fanden in den Räumlichkeiten des Romanischen Seminars in der Ihnestraße 22 oder der Boltzmannstraße 3 statt.12

Vor dem Hintergrund des bevorstehenden Umzugs des Ibero-Amerikanischen Instituts in den neuen Gebäudekomplex im Tiergarten berieten auch die Mitglieder der Latein-Amerika-Abteilung über einen möglichen Standortwechsel. Die enge Zusammenarbeit mit der Partnerinstitution galt es aufrechtzuerhalten. Da Anfragen seitens der Freien Universität Berlin bei der für Stadtplanung zuständigen Behörde erfolglos blieben und kein geeigneter Baugrund im zentralen Berliner Bezirk gefunden werden konnte, nahmen die Verantwortlichen jedoch wieder Abstand von dieser Idee.

Gut ein dreiviertel Jahr nach seiner Gründung zog das Lateinamerika-Institut an den Breitenbachplatz. Die Institutsmitglieder nahmen ihre Tätigkeit im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Reichsknappschaft in der Rüdesheimer Straße 54-56 auf, dessen Räume dem ersten Jahresbericht zufolge „zu intensiver Arbeit“ einluden.13 Bis zum heutigen Tage befinden sich in der 2. Etage und im Kellergeschoss des von den Architekten Max Taut und Franz Hoffmann 1929/30 im Stil der Neuen Sachlichkeit errichteten, denkmalgeschützten Bauhaus-Gebäudes die zentralen Lehrveranstaltungsräume und Büros der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aufgrund der begrenzten Zahl der Räume und der steigenden Zahlen der Beschäftigten und Studierenden kamen seit den 1970er-Jahren wiederholt Debatten um einen möglichen Umzug des Instituts auf. Mitte der 2000er-Jahre schien die Eingliederung des Instituts in die Silberlaube unmittelbar bevorzustehen. Unter anderem die erfolgreiche Einwerbung von Drittmittelprojekten sorgte wenig später jedoch dafür, dass das Lateinamerika-Institut am Breitenbachplatz verblieb und zwei weitere Standorte in der Boltzmannstraße zugesprochen bekam.

 

9 FU Berlin, UA, R729, Auszug aus dem Protokoll über die 112. Sitzung des Kuratoriums der F.U.B. (9.1.1964).
10 FU Berlin, UA, R729, Schreiben an Rektor Heinitz (25.7.1963).
11 FU Berlin, UA, R729, Pabst an Lüers (22.3.1965).
12 FU Berlin, UA, R729, s. u.a. die Ankündigungen von Vorträgen durch den Direkter der Abteilung (1967).
13 FU Berlin, UA, ZI LAI, Institutsrat 1970-1974, ZI 3 Lateinamerika-Institut, Jahresbericht April 1971 bis März 1972 (zu Händen des Präsidenten der Freien Universität Berlin), S. 3.