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Emotionale Kälteerscheinungen in globalisierten Textwelten neuer lateinamerikanischer Romane und Erzählungen

Stephanie Fleischmann, promoviert, Postdoktorandin des Internationalen Graduiertenkolleges „Entre Espacios“

In diesem Projekt untersuche ich aus kulturwissenschaftlich-literaturwissenschaftlicher Perspektive Phänomene emotionaler Kälte innerhalb der literarischen Konstruktion globalisierter Welten in lateinamerikanischen Fiktionen des letzten Jahrzehnts. Die Literatur interessiert dabei als Teil bestimmter narrativ figurierter Kulturen des Gefühls/der Gefühllosigkeit, die emotionale und empathische Prozesse steuern, insbesondere aber auch als Ort der kulturellen Selbstinterpretation und kritischen Meta-Reflexion dieser Kulturen. Das Projekt zielt darauf, ein Wissen der Literatur zu erforschen, das diese dank der Simulation emotionaler Erfahrungen in symbolisch konstruierten Welten produzieren kann – ein Wissen über bestimmte psycho-soziale Befindlichkeiten, die mit gesellschaftlichen Globalisierungsprozessen einhergehen, wie z.B. der ‚Ausbettung‘ aus traditionellen affektiven Gemeinschaften und der Extension und Implosion von Erfahrungsräumen und damit von potentiellen Risiken und ethischen Verantwortungen. Im Zentrum steht die Analyse literarischer Inszenierungen von emotionalen Nah- und Fernräumen, von Errichtungen von Sensibilitätszonen und emotionalen Ausgrenzungen, sowie von Präfigurierungen emotionaler Erfahrungen durch globalisierte Kommunikationsmedien in lateinamerikanischen Textwelten, die ihrerseits ihre Differenzbedeutung im internationalen Literaturgeschehen ablegen und sich von ‚verheißenden‘ Referenzpunkten des „Anderswo“, „Am Anfang“ oder „Tief Innen“ verabschieden.

Emotional coldness and the symbolic construction of globalised worlds in recent Latin American literature

In this project I am analysing phenomena of emotional coldness in literary constructions of globalised worlds in Latin American fiction of the last decade. The project focuses, on the one hand, on literature as a part of narratively figured cultures of feeling, which regulate emotional and empathic processes. On the other hand, it emphasizes the role of literature as a locus of cultural self-interpretation and of critical meta-reflection of those cultures. The project’s aim is to explore an implicit or explicit knowledge that literature is able to produce by simulating emotional experiences in symbolically constructed worlds – a knowledge concerning certain psycho-social modes of being and feeling that go along with globalisation processes, such as the ‘disembedding’ from traditional affective communities, the extension and implosion of spaces of experience and of potential risks and ethical responsibilities. The project’s focus lies on the literary staging of emotional closeness and distance, of territories of sensibility and boundaries of empathic exclusion, and of the prefiguration of emotional experiences through globalised communication media in Latin American text worlds, which, for their part, discard their former function of cultural difference in the international literary field, dismissing ‘promising’ reference points like ‘elsewhere’, ‘in the beginning’ or ‘deep within’.