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Porträt Carlos Marighela

Der spätere Guerilla-Kämpfer wurde 1911 geboren, gab früh sein Studium auf und trat schon 1934 in die Kommunistische Partei (Partido Comunista Brasileira, PCB) ein. Dort wurde er schnell zu einem der wichtigsten Köpfe der Partei, kam ins Gefängnis, tauchte unter, wurde erneut verhaftet und kam durch eine Amnestie 1945 wieder frei. Er arbeitete in verschiedenen Gremien der PCB, die 1948 verboten wurde. Im Jahr 1966, zwei Jahre nach dem ersten Militärputsch, entschied er sich, aus der Partei auszutreten und mit Waffen gegen die Diktatur zu kämpfen. Dazu gründete er 1968 die Stadtguerilla ALN (Ação Libertadora Nacional), die im darauf folgenden Jahr den amerikanischen Botschafter in Brasilien, Charles Elbrick, entführte. Nachdem der Botschafter gegen 15 politische Gefangene ausgetauscht wurde, fahndete die politische Polizei intensiv nach Marighela. Agenten einer Sondereinsatzgruppe, die für die Aufstandsbekämpfung zuständig war, lockten ihn am 4. November 1969 in São Paulo in einen Hinterhalt und erschossen ihn dort.

Marighela war nicht nur als Guerillero aktiv, sondern verfasste auch politische Schriften und sogar Gedichte. Sein bekanntestes Werk ist O Mini-Manual do Guerrilheiro Urbano, ein Minihandbuch für Stadtguerilleros, aus dem Jahre 1969. Es enthält Handlungsanweisungen für den Guerillakampf in Städten und ist gleichzeitig eine Erzählung seiner Jahre im Untergrund. Eine deutsche Übersetzung wurde zu einem zentralen Text der militanten Linken in Deutschland. Natürlich war das „Handbuch“ offiziell verboten und gab auch in der Bundesrepublik der Siebzigerjahre immer wieder Anlass zu Hausdurchsuchungen und Festnahmen. In den Achtzigerjahren ließ die CIA eine englische Übersetzung unter ihren Agenten in den Ausbildungszentren Lateinamerikas verteilen.

Katharina Seeger