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Das Massaker von Tlatelolco

Drei bengalische Lichter blitzten in der Abenddämmerung – damit beginnt nahezu jede Erzählung über das Massaker von Tlatelolco. Etwa zehntausend Studierende und Sympathisanten hatten sich an jenem 2. Oktober auf dem Platz der drei Kulturen zusammengefunden, soeben hatte man beschlossen, die Versammlung aufzulösen, um „Provokationen zu vermeiden“. Nach den grünen Lichtblitzen kamen die Schüsse. Zwei Stunden lang wurde in die panische Menge hineingeschossen, mal als endloses Rattern, mal vereinzelt, von überall her. Alles rannte, suchte Zuflucht in Hauseingängen, klopfte an die Kirchenpforte – vergeblich. „Schlimmer als jedes Bombardement, das ich in Vietnam gesehen habe“, sollte die bekannte Kriegsberichterstatterin Oriana Fallaci, die selber angeschossen wurde, später schreiben. „Dort hat es wenigstens immer irgendeinen Unterschlupf gegeben“. Noch bis in die Nachtstunden durchkämmten Militärs jedes Stockwerk der umliegenden Wohnblocks auf der Suche nach den Studentenführern. An die zweitausend wurden in jener Nacht festgenommen, viele von ihnen misshandelt, einige Hundert verschwanden für Jahre im Gefängnis. Unzählige wurden bei der Flucht verletzt, mit Schusswunden im Rücken, im Nacken oder im Gesäß. Die genaue Zahl der Toten ist bis heute unbekannt. Anfangs war von tausend oder fünfhundert Toten die Rede, bis vor kurzem noch von 250. Doch bislang konnten nur 39 Ermordete namentlich ermittelt werden - mehr als auf der Gedenktafel, auf der nur 22 Namen eingraviert wurden, doch weniger als lange geglaubt. Für den Schießbefehl von Tlatelolco ist bis heute kein Politiker und kein General hinter Gittern gelandet. Luis Echeverría, als damaliger Innenminister und späterer Präsident einer der Hauptverantwortlichen, steht heute nicht einmal mehr unter Hausarrest. Noch laufen Prozesse. Die Aussicht auf Verurteilung aber schätzen Experten „gleich null“ ein.

Anne Huffschmid / Mareike Lühring / Sherin Abu-Chouka

 

Octavio Paz

„Ante los acontecimientos últimos, he tenido que preguntarme si podía seguir sirviendo con lealtad y sin reservas mentales al Gobierno. Mi respuesta es la petición que ahora le hago: le ruego que se sirva ponerme en disponibilidad, tal como lo señala la Ley del Servicio Exterior Mexicano. Procuraré evitar toda declaración pública mientras permanezca en territorio indio. No quisiera decir aquí, en donde he representado a mi país por más de seis años, lo que no tendré empacho en decir en México: no estoy de acuerdo en lo absoluto con los métodos empleados para resolver (en realidad: reprimir) las demandas y problemas que ha plantado nuestra juventud.“

„Angesichts der jüngsten Ereignisse habe ich mich fragen müssen, ob ich noch loyal und ohne mentale Widerstände der Regierung dienen könnte. Meine Antwort liegt in dem Anliegen, das ich Ihnen hiermit vortrage: Ich bitte darum, mich aus ihren Diensten zu entlassen, so wie es das Gesetz des Diplomatischen Auslandsdienstes vorsieht. Solange ich mich auf indischem Territorium befinde, werde ich jede öffentliche Äußerung unterlassen. Ich werde hier, wo ich mein Land sechs Jahre vertreten habe, nicht sagen, was ich in Mexiko ohne jedes Zögern kundtun werde: ich bin in keiner Weise einverstanden mit den Methoden, mit denen die Forderungen und Probleme unserer Jugend gelöst (oder besser: unterdrückt) wurden.“

[Auszug aus einem Schreiben an das mexikanische Außenministerium,

Neu Delhi, 4. Oktober 1968]

 

Rosario Castellanos

La oscuridad engendra la violencia

y la violencia pide oscuridad

para cuajar el crimen.

Por eso el dos de octubre aguardó hasta la noche

para que nadie viera la mano que empuñaba

el arma, sino sólo su efecto de relámpago.

¿Y a esa luz, breve y libida, quién? ¿Quién es él que mata?

¿Quiénes los que agonizan, los que mueren?

¿Los que huyen sin zapatos?

¿Los que van a caer el pozo de una cárcel?

¿Los que se pudren en el hospital?

¿Los que se quedan mudos, para siempre, de espanto?

¿Quién? ¿Quiénes? Nadie. Al dia siguente, nadie.

La plaza amaneció barrida. Los periódicos

dieron como noticia principal

el estado del tiempo.

Y en la televisión, en el radio, en el cine,

no hubo ningún cambio de programa,

ninguna anuncia intercalado

ni un minuto de silencio en el banquete.

Pues prosiguió el banquete.

No busques lo que no hay: huellas, cadáveres que todo se le ha dado

como ofrenda a una diosa,

a la Devoradora de Excrementos -

No hurgues en los archivos pues nada consta en actas.

Más he aquí que toco una llaga: en mi memoria.

Duele, luego es verdad. Sangre con sangre

y si la llamo mía traiciona a todos.

Recuerdo, recordemos.

Esta es la manera de ayudar a que amanezca

sobre tantas conciencas mancilladas.

Sobre un texto iracundo, sobre una reja abierta,

sobre el rostro amparado tras la máscara.

Recuerdo, recordemos

hasta que la justicia se siente entre nosotros.