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Porträt Augustín José Tosco (El Gringo)

Augustín José Tosco wurde 1930 in einem Dorf in der Provinz Córdoba als Sohn einer Bauernfamilie geboren. In der Provinzhauptstadt trat er als jugendlicher Elektriker und Gelegenheitsarbeiter schon früh der Gewerkschaft Luz y Fuerza bei und wurde bereits als Zwanzigjähriger zum Delegierten gewählt. Seine Kameraden tauften den blonden jungen Mann „El Gringo“. Mit nur 27 Jahren wurde Tosco zum Generalsekretär der Federación Argentina de Trabajadores Luz y Fuerza ernannt. Er wandte sich besonders gegen die gewerkschaftliche Bürokratie und setzte sich für die Selbstbestimmung der Arbeiter ein. “Agustín Tosco war der beste Arbeiterführer, den ich je kennengelernt habe“, schreibt der Historiker und Publizist Osvaldo Bayer. „Er war ein echter Sohn des Volkes. Kein Anti-Peronist, aber ein Antibürokrat. Darin lag für ihn das Krebsgeschwür der Arbeiterbewegung: Der Mangel an Basisdemokratie, der Caudillismus, die Korruption.“ Im Jahre 1968 organisierte Tosco innerhalb des Gewerkschaftsdachverbands Confederación General del Trabajo de los Argentinos (CGT) Protestaktionen. Zwar wurde er als „Rädelsführer“ schon 48 Stunden vor dem Cordobazo verhaftet. Dennoch verurteilte ihn ein Militärgericht wegen der Unruhen zu acht Jahren Gefängnis. Auf öffentlichen Druck seiner Anhänger kam er nach nur 17 Monate wieder aus dem Gefängnis frei. In den Siebzigerjahren war Tosco als prominenter und kompromissloser Gewerkschaftsführer bekannt. „Lateinamerika leidet an einer institutionalisierten Gewalt“, antwortete er auf eine Interviewfrage zur Gewalt. „Diese Gewalt sät ihre Reaktion, die oftmals (...) der Selbstverteidigung entspricht. Dass bedeutet nicht, für die Gewalt als politisches Mittel einzutreten. Wir glauben, dass der Mensch ein Wesen des Friedens ist, der seine Erlösung sucht. Aber die großen Verantwortlichen für die Krise und die Gewalt, sind nicht diejenigen, die dagegen vorgehen (...).“ Da ihn die antikommunistischen Paramilitärs „Triple A“ (Alianza Anticomunista Argentina) suchte, tauchte Tosco unter. Er starb 1975 an einer Infektion.

Inga Kleinecke