Porträt Gilberto Gil & die Tropicalisten
Der 1942 in Salvador de Bahia geborene Gilberto Gil träumte schon als Kind davon, Musiker zu werden. Mit achtzehn Jahren gründete er seine erste Band, drei Jahre später lernte er Caetano Veloso kennen, der ein wichtiger Freund und Weggefährte wurde. 1967 erschien sein erstes Album, das schon sehr vom Tropicalismo geprägt war und mit dem Gil und Veloso zu den wichtigsten Wegbereitern dieser neuen Musik- und Kulturbewegung in Brasilien wurden: Der Tropicalismo vereinigt brasilianische Rhythmen, Anthropophagie, internationalen Pop-Rock, Reggae und Concretismo. Thematisiert werden soziale und politische Themen, nicht selten spielerisch und spontan. Dabei beschränkt sich der Tropicalismo nicht auf Musik, sondern breitet sich – als kulturlibertäre Strömung – auch auf Theater, Literatur und Film aus. Das III. Festival Internacional da Canção war eine der musikalischen Großveranstaltungen des Jahres 1968. Caetano Veloso präsentierte É Proibido Proibir, eine der Hymnen der Zeit, wie auch Pra não dizer que não falei das flores von Geraldo Vandré. Auch Chico Buarque nahm teil und belegte mit Tom Jobim den ersten Platz im Wettbewerb. Am 27. Dezember 1968 wurden Gil und Veloso von der brasilianischen Militärdiktatur wegen ihrer kritischen Texte verhaftet und im Anschluss an einen mehrmonatigen Gefängnisaufenthalt für drei Jahre ins Exil nach London abgeschoben. Gilberto Gil gründete 1990 die Umweltorganisation Onda Azul. Seit 2002 ist der Musiker, der Mitglied der Partei der Grünen ist, Kulturminister unter Präsident Lula.
Katharina Seeger