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Porträt Leila Diniz

Die 1945 in einem Vorort von Rio geborene Kindergärtnerin lernte mit sechzehn Jahren den Schauspieler und Regisseur Domingos de Oliveira kennen, ihre erste große Liebe. Auch sie begann als Schauspielerin zu arbeiten – zuerst am Theater, später in Telenovelas und Kinofilmen. Diniz, die Frau von Ipanema, wurde zur Ikone der brasilianischen Frauenbewegung: Sie begehrte gegen Tabus auf, wurde in der repressiven Macho-Gesellschaft der späten Sechzigerjahre dafür angefeindet – und beneidet. Die junge Frau sprach selbstbewusst, ohne Scham oder Verlegenheit, über ihr Liebesleben. Die Öffentlichkeit schockierte sie in Interviews mit Feststellungen wie „Transo de manhã, de tarde e de noite.” („Ich habe morgens, mittags und abends Sex”). Ein Aufschrei ging durchs Land, als sie sich im Sommer 1971 hochschwanger im Bikini am Strand zeigte – werdende Mütter galten damals noch als asexuelle Wesen, die auch am Strand ihren Bauch stets verhüllten. Nach ihrem wohl bekanntesten Interview im Journal „O Pasquim” 1969, in dem zahlreiche Wörter mit Sternchen verschlüsselt wurden, wurde die Pressezensur vor Veröffentlichung eingeführt – eine Maßnahme, die auch als „Decreto Leila Diniz” bekannt wurde. Wegen moralischer Bedenken verlängerte TV Globo seinen Vertrag mit der Schauspielerin nicht. Später wurde sie zudem angeklagt, militanten Linken geholfen zu haben. Leila Diniz starb mit siebenundzwanzig Jahren auf dem Weg nach Australien bei einem Flugzeugunglück nahe Neu Delhi.

Katharina Seeger