Argentinien
Der konservative General Juan Carlos Onganía putschte sich am 28. Juni 1966 an die Macht, um politische Erfolge der zu der Zeit verbotenen Peronisten zu unterbinden. Die Amtszeit Onganías begründete die Revolución Argentina, die auf eine „nationale Umformung und Modernisierung“ als „historisches Gebot“ abzielte. Maßnahmen hierzu waren ein Parteienverbot, Pressezensur sowie die Unterdrückung und Verfolgung der Anhänger des seit 1955 exilierten Peróns. Onganía forcierte die Industrialisierung des Landes und setzte auf eine wirtschaftliche Liberalisierung. Von Gewerkschaftern und Linksperonisten wurde im März 1968 der Gewerkschaftsdachverband CGT (Confederación General del Trabajo de la República Argentina) gegründet. Aufgrund der desolaten Wirtschaftssituation waren viele Studierende gezwungen, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen und kamen mit den Kämpfen und der gewerkschaftlichen Organisation der Arbeiter in Kontakt. Die Universitäten wurden zu einem wichtigen Hort der Solidarisierung mit den Arbeitskämpfen. Kurze Zeit nach dem Volksaufstand in der Provinzhauptstadt Córdoba vom Mai 1969, der als Cordobazo in die Landesgeschichte einging, trat General Onganía zurück. Doch das Militär blieb, ebenso die sozialen Spannungen in der Bevölkerung. Der Widerstand gegen die Militärdiktatur radikalisierte sich gegen Ende der Sechzigerjahre. Und damit traten verstärkt neue bewaffnete Akteure auf den Plan: die peronistische Guerilla Montoneros, die Armee zur Nationalen Befreiung (Ejército de Liberación Nacional, ELN) und die marxistische Revolutionäre Volksarmee (Ejército Revolucionario del Pueblo, ERP).
Christian Tinz