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Bolivien

Unter dem 1951 gegen den Widerstand der Militärs gewählten Präsidenten Víctor Paz Estenssoro vom MNR (Movimiento Nacional Revolucionario) gab es eine Art friedliche Revolution: Latifundien und Leibeigenschaft wurden abgeschafft, in einer Landreform wurden über vier Millionen Hektar Land an Kleinbauern vergeben, Indigene erhielten endlich Bürgerrechte, Gewerkschaften wurden gefördert. Auf Druck der USA wurde Estenssoro 1956 abgelöst. Als er vier Jahre später erneut Präsident wurde, ließ er die Arbeiterrechte wieder einschränken und verursachte den Bruch zwischen Gewerkschaften und der regierenden MNR. Ende der Sechzigerjahre entstanden in dem extrem verarmten Hochland Boliviens Guerillagruppen. Die bedeutendste Gruppe war die marxistisch orientierte ELN (Ejército de Liberación Nacional). 1966 erhielt die ELN prominente Unterstützung aus dem revolutionären Kuba: erfahrene Kämpfer, unter ihnen der Guerillero Che Guevara, kamen nach Bolivien, um eine starke Guerillafront aufzubauen. Doch es gelang der kleinen Truppe unter Che Guevara – knapp vier Dutzend Menschen, zu der neben Bolivianern und Kubanern auch Peruaner und Argentinier zählten – nicht, die Unterstützung der heimischen Bauern zu gewinnen. Zwischen März und Oktober 1967 lieferten sich der Guerilla-Trupp und die bolivianische Armee im Dschungelgebiet heftige Feuergefechte. Am 8. Oktober wurde der völlig geschwächte Guerillero Che von Regierungstruppen festgenommen und am Tag darauf – ohne jeden Prozess – hingerichtet. Für eine kurze Zeit kam es zwischen 1969 bis 1971 zu einer antiimperialistisch ausgerichteten Militärherrschaft, die Nationalisierungen betrieb, bis sich 1971 der rechte General Hugo Banzer an die Macht putschte.

Henriette Friede