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Engel

Engel werden in der Bibel, sowohl im Alten- als auch im Neuen Testament erwähnt. Sie sind entweder Boten Gottes, Wächter, Fürsten und Schutzengel. Haben sie sich ihrer Verantwortung als unwürdig erwiesen, treten sie aber auch als gefallene Engel auf („Engelssturz“ – Luzifer).

Die Verehrung der Engel ist auf den Erzengel Michael zurückzuführen. Er wird als „großer Fürst“ und Beschützer des auserwählten Volkes und der christlichen Kirche bezeichnet und ist der Verteidiger der Seelen. Zusammen mit Gabriel (Dan 8,16; 9,21; Lk 1,26) und Raphael (Tob 12,15) sind sie die, in der Bibel einzig namentlich genannten Engel. 

Seit dem frühen Christentum werden Engel dargestellt und erscheinen in verschiedenen Zusammenhängen und Funktionen. Mit der Zeit änderten sich die Darstellungen und die Engel wurden zeitgenössischen Idealen angepasst.

Anfangs - in der frühchristlichen Phase – wurden sie nur männlich und flügellos, später dann vermehrt knabenhaft und mit Flügeln dargestellt. Ab der Barockzeit gewinnen die Engelsdarstellungen immer mehr dekorativen Charakter. 

"Erzengel Gabriel" mit Federn auf dem Kopf. Kirche von Chincheros aus: Teresa Gisbert “Iconografía y mitos indígenas en el arte” (2004) Fig. 84 © Editorial Gisbert  

Im Vergleich zu Europa unterscheiden sich die Bedeutung und die Darstellung der Engel im andinen Amerika. Anders als in Europa lässt sich aber die Herkunft der Engel nicht aus der Bibel herleiten. Durch das Aufeinandertreffen des Christentums und der dortigen Religionen bildete sich eine eigene Art von Engeln heraus. Hier fungierten die Engel als „wahre“ Vermittler zwischen den zwei Welten.

Das durch einen unheimlich starken Glauben an die Macht und Kraft der Astronomie geprägte Weltbild der Andenbewohner traf auf das monotheistische Weltbild der Europäer. In diesem „Graubereich“ kam es zur Vermischung zwischen christlichen und andinen Vorstellungen. Engel personifizierten himmlische Phänomene. Die Verehrung der Sterne wurde so in einen christlichen Rahmen gebracht. Die Engel in den Anden vereinten das Christentum und die Kosmologie der Anden. 

Kriegsengel (arcabucero) (CC) Vicrogo  

Hervorzuheben sind besonders die so genannten „Engelsserien“ (bildliche Darstellung verschiedener Engel – besonders im Raum Cuzco und Potosí). Hier werden, anders als in Europa, der andine Engel – in Anlehnung an seiner Funktion – mit weltlichen Attributen wie z. B. Lanzen, Federbusch, Muskete, Harnisch und Römerrock dargestellt. Ihren Attributen entsprechend werden diese Engel auch als Militärengel (arcabuceros) bezeichnet. In den Überlegungen des Bischofs der Dionisio Areopagita aus dem 6. Jahrhundert, klassifiziert dieser die Engel in drei Typen (z.B. Erzengel).

Im kolonialen Amerika nahmen die Engel darüber hinaus noch die Stelle, der am Anfang noch spärlich vertretenden Heiligen ein. Ihre Wichtigkeit haben Sie bis heute beibehalten und besitzen neben der Dreifaltigkeit die größte Bedeutung. In der andinen Kultur sind sie ein fester Bestandteil. Dies drückt sich besonders in der Kunst und auch in der Folklore - in Form von Tänzen aus. 

Sebastian Lewicz

 

Engel aus der Gruppe von Chatrioulsis mit Federn auf dem Kopf. La Paz Bolivien 1954 aus: Teresa Gisbert “Iconografía y mitos indígenas en el arte” (2004) Fig. 81 © Editorial Gisbert
 

Erzengel Michael Karneval La Paz Bolivien. 1954 aus:Teresa Gisbert “Iconografía y mitos indígenas en el arte” (2004) Fig. 83 © Editorial Gisbert