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Cadena de Huáscar

Keru, VA 8918 © Ethnologisches Museum Berlin

“La cadena de Huáscar” ist ein wiederkehrendes Thema in der Ikonographie der Keros. Die abgebildete Szene befindet sich im oberen Bereich des Gefäßes und entspricht einer vorbeiziehenden Prozession. Abgebildet sind mehrere Personen von unterschiedlichem Rang. Einige von ihnen tragen ein Seil. Unter dieser Szene, im mittleren Bereich, wurden tokapus aufgetragen. Den unteren Bereich des Kerus schmücken einfach gemalte Blumen.

Eine Legende berichtet, dass dieses Seil einst eine goldene Kette war. Die Kette ließ der Inka Huayna Cápac anlässlich der Geburt seines Sohnes Huáscar anfertigen, um sie dann in einem Ritual um die Plaza del Hawkaypata zu legen. Jedes Kettenglied soll so schwer gewesen sein, dass ein einzelner Mann sie nicht hätte hochheben können.

Die Quellen beschreiben die Szene sehr unterschiedlich. So berichten einige von der Verwendung einer Kette, andere beschreiben ein Tau oder Seil. Am glaubhaftesten ist jedoch die Version von Huayna Cápac, der von der Krönung Huáscars berichtet. Ob es einst diese goldene Kette tatsächlich gegeben hat, ist nicht klar, da jeder archäologische Fund fehlt. Wahrscheinlicher ist ein Seil aus pflanzlichen Fasern mit einer farbigen Kugel an einem Ende. Dieses Seil enthielt vier Farben: Schwarz, Weiß, Scharlachrot und Fahlrot. Das Seil symbolisierte wahrscheinlich eine Schlange. Es war geschmückt mit kleinen goldenen oder silbernen Plättchen, welche die Schuppen des Tieres nachahmen sollten. Einen archäologischen Fund gibt es dazu in Madrid. Das Thema la cadena de Huáscar findet sich auch in kolonialzeitlichen Gemälden wieder.

Ein Gefäß aus dem Museo de Arqueología de la Universidad Nacional de San Augustín de Arequipa zeigt neben einigen Personen eine Sänfte (Quechua: qoya) als zentrales Motiv. Bei der Person, die sich in der Sänfte befindet, handelt es sich um Ragua Ocllo, zugehörig zu Hurin Cuzco und Mutter der Inka von Huáscar. Ihr Sohn steht neben ihr und reicht ihr eine Blume. Die Sänfte wird von vier Dienern getragen. Sie sind mit bescheidenen, dunklen uncu dargestellt, so dass die Pracht der höher stehenden Personen deutlich hervortritt. Hinter der Sänfte ist ein buckliger Bediensteter (Quechua: kumillo) abgebildet, der einen Schirm aus Federn (Quechua: achiwa) trägt. Der Sänfte voraus gehen fünf Personen, die, nach ihrer Kleidung zu urteilen, Adlige darstellen könnten. Ihre Kleidung ist mit Blumen und Gold geschmückt. Sie tragen Helme auf ihren Köpfen, Ketten mit Federschmuck auf der Brust und die cadena de Huáscar in ihren Händen. Der erste hält das Seil fest in seinen Händen. Die anderen reichen das Seil der Ragua Ocllo. Den fünf Seilträgern folgen ein Musiker, der auf einer kleinen Trommel spielt (Quechua: tinya), und ein Diener mit einer Standarte. Die Spitze der Prozession bildet eine kleinwüchsige Person. 

 

Britta Hermann

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