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Digitale und Medienanthropologie

Eine Internetradio-Reporterin berichtet auf zapotekisch von der food sale in Los Angeles

Eine Internetradio-Reporterin berichtet auf zapotekisch von der food sale in Los Angeles
Bildquelle: Ingrid Kummels

Soziale Medien spielten eine große Rolle beim Paro Nacional 2021.

Soziale Medien spielten eine große Rolle beim Paro Nacional 2021.
Bildquelle: Laura Malagón Valbuena

Die Digitale Anthropologie ist seit dem Beginn dieses Millenniums eine Subdisziplin der Kultur- und Sozialanthropologie, die auf der Visuellen Anthropologie und Medienethnologie aufbaut. Die Digitale Anthropologie ist aktuell ein angemessener und oft notwendiger Zugang, um soziale Beziehungen im Allgemeinen qualitativ und induktiv zu untersuchen.

Soziale Beziehungen werden seit jeher mit Hilfe von Kommunikationsmitteln gestaltet. Nutzer*innen eignen sich für einen screen-to-screen-Austausch die aktuell verbreiteten Social Media wie Facebook, Whatsapp, Twitter, Instagram und TikTok in kulturell angepassten Formen an. Medienethnolog*innen sind der Ansicht, dass die Nutzer*innen so im Prinzip altbekannte Modi der Interaktion mit der aktuellen Technologie weiterführen.

Zugleich verändern die Nutzung von Social Media und die sozio-digitalen Praktiken alle Felder, die damit gestaltet werden: etwa die Arbeit, die Freizeit, die politischen Organisationsformen sowie das Verhältnis zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen. Zu den Dynamiken dieser Kommunikationsformen zählt ihre große Abhängigkeit von den marktführenden Privatunternehmen, die sie monopolisieren; auch betreiben die Staatsregierungen mehr oder weniger strikte Formen ihrer Regulierung. Auf der anderen Seite bieten digitale Kommunikationsformen neue Chancen für eine Verständigung aus der Ferne – wie wir sie gerade inmitten der Covid-19-Pandemie erleben. Mobile und immobilisierte Akteure, wie Migrant*innen, die im Zielland illegalisiert sind, haben seit Jahren einen kreativen Umgang mit digitalen Medien entwickelt. Mittels neuer Formate etwa im Bereich, der früher dem professionellen Journalismus vorbehalten war, öffnen sie Medienräume für neue Öffentlichkeiten. Die Spannweite der Akteur*innen, die sich im Netz kundtun, umfasst alle politischen Couleurs und gesellschaftlichen Interessensgruppen.

Digitale Anthropologie ist einer der Schwerpunkte der Kultur- und Sozialanthropologie am Lateinamerika-Institut. Wir fragen nach den digitalen Praktiken, wie sie User*innen mobilisieren sowie nach der gesellschaftlichen Position und Wirkung ihrer Plattformen. Welche Geschichten, welches Kulturerbe und welches Wissen wird darüber archiviert und verbreitet? Welche Öffentlichkeiten erzeugen u. a. neue Akteure wie ethnic influencers, digitale Diasporas und Internet-Guerillas?

Die Kultur- und Sozialanthropologie am Lateinamerika-Institut ist Mitglied des EASA Media Anthropology Network.