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Migrationsanthropologie

Ein Arbeitsplatz in einer Textilwerkstatt von bolivianischen Migrant*innen in Buenos Aires

Ein Arbeitsplatz in einer Textilwerkstatt von bolivianischen Migrant*innen in Buenos Aires
Bildquelle: Karlotta Bahnsen

Die Ursachen von Migration und Flucht sind divers und historischem Wandel unterworfen. Durch Klimaveränderungen, verschiedene Formen von Gewalt und Armut entstanden und entstehen Mobilitäten sowie soziale, kulturelle und wirtschaftliche Praktiken über nationalstaatliche Grenzen hinweg. Diesen Mobiltäten stehen restriktive Politiken nationalstaatlicher und supranationaler Einheiten gegenüber. In aktueller Migrationsanthropologie steht nicht ausschließlich die grenzüberschreitenden Wanderungen von Menschen im Mittelpunkt. Sie beschäftigt sich mit der Entstehung und Veränderung transnationaler sozialer Netzwerke, mit translokalen und transnationalen Flüssen von Kapital (remittances), Informationen, Technologien, Ideen und Praktiken (social remittances) und deren Einfluss auf das soziale, kulturelle und politische Leben in Herkunfts- sowie Zielregionen. Migration hat zudem vielschichtige Auswirkungen auf die Entwicklung urbaner Räume, die im engen Zusammenhang mit ökonomischen Transformationsprozessen durch transnationale Praktiken „ethnischen“ Unternehmertums oder spezifische Mobilitätsmuster hoch qualifizierter Arbeiter*innen steht.

Transnationale sowie intraregionale Migration sind zentraler Forschungsgegenstand der Altamerikanistik/Kultur- und Sozialanthropologie. Im transdisziplinären Dialog werden am Lateinamerika-Institut Lehrveranstaltungen, Konferenzen und Workshops im Kontext der Migrationsforschung gestaltet; auch ist die Migrationsanthropologie in Doktorandenprogrammen und Drittmittelprojekten fest am LAI verankert. Mit den qualitativen Forschungsmethoden der Ethnographie werden komplexe Formen von Zugehörigkeiten untersucht, die Migrationsprozesse hervorbringen oder von ihnen verändert werden. Transkulturalität, die Transnationalisierung von Haushalt, Verwandtschaft, Ehe, Familie und Freundschaft stellen zwischenmenschliche Beziehungen und Interaktionen in den Fokus und profitieren daher besonders von der Akteur*innenzentriertheit anthropologischer Forschungsansätze.