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Migrationsethnologie

(c) Diana Grothues

Migrationsprozesse werden nicht mehr ausschließlich in Hinblick auf die Wanderung von Menschen verstanden und untersucht, sondern gehen mit translokalen und transnationalen Flüssen von Kapital (Geldüberweisungen/remesas/remittances), Informationen, Technologien, sozialen Netzwerken, Ideen und Praktiken (social remittances) einher. Sie beeinflussen das soziale, kulturelle und politische Leben in den Herkunftsregionen sowie in den verschiedenen Zielregionen. Zugleich ist „Migration“ ein politisierter Begriff: Im Gegensatz zur Durchlässigkeit von nationalen Grenzen – davon zeugt die intensive Bewegung von Menschen über nationale Grenzen hinaus – halten die Nationalstaaten und die supranationalen Einheiten wie die Europäische Union an restriktiven Politiken gegenüber internationaler Migration fest, die im Rahmen nationalstaatlicher Bestrebungen nach Verfasstheit im 19. Jahrhundert entstanden.

Die Altamerikanistik/Kulturanthropologie untersucht unterschiedliche Formen von Zugehörigkeiten, die Migrationsprozesse hervorbringen oder von ihnen verändert werden: so z.B. transkulturelle Identitäten, Verwandtschaftspraktiken, Familie, Freundschaft, Ausbildungs- und berufliche Netzwerke, religiöse Subjektivitäten und Organisationen.

Noch sind die vielschichtigen Dimensionen von Migration ungenügend erforscht: Etwa das komplexe Motivationsgefüge, das Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung und sozialer Position dazu bewegt, ihren Wohnort zu verlagern oder zwischen mehreren Orten zu pendeln; die Transnationalisierung von Haushalt, Verwandtschaft, Ehe, Familie und Freundschaft, die Auswirkung von Migration auf Städte, u.a. über die Prozesse ökonomischer Transformation auf der Grundlage eines transnationalen „ethnischen“ Unternehmertums oder spezifischer Mobilitätsmuster und Praktiken der Neubeheimatung von fachlich qualifizierten Arbeiter/innen.

(c)Ingrid Kummels

Die Altamerikanistik/Kulturanthropologie profitiert auf diesem Gebiet von ihrer interdisziplinären Einbettung am LAI, an dem die Migrationsforschung ein von allen Disziplinen geteiltes Untersuchungsfeld darstellt. Im inter- und transdisziplinären Dialog werden Lehrveranstaltungen, Konferenzen und Workshops gestaltet und über die am LAI angesiedelten Doktorandenprogramme auch in der Forschung fest verankert.

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Studien der Inklusion, Intersektionalität und sozialer Gleichheit