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Visuelle Anthropologie und Medienethnologie

(c) Ingrid Kummels

Im Zuge der Transformation vieler Gesellschaften in „Mediengesellschaften“ sind audiovisuelle Medien zu einem unentbehrlichen Bestandteil von Kommunikation und Aushandlungsprozessen im Rahmen von kulturanthropologischer Forschung geworden, die als Katalysatoren wissenschaftlicher Erkenntnisse wirken. Die Altamerikanistik/Kulturanthropologie beleuchtet die Rolle von Medien für den Kulturaustausch in den globalen Kreisläufen im Rahmen der aktuellen Ausweitung von Bilderwelten sowie in geschichtlicher Perspektive. Ikonographien der präkolonialen Epoche, der bildenden Kunst der Kolonialzeit Amerikas und der Fotografie des 19. und 20. Jahrhunderts prägten unser heutiges Menschenbild wesentlich mit. Erforscht wird auch die Filmproduktion, die von verschiedenen lateinamerikanischen Ländern ausging, und im Rahmen derer Indigene und Afroamerikaner zunächst nur als Filmsujets mitwirkten, die von Außenstehenden in Fotos und Filmen repräsentiert wurden.

Heute hingegen bedienen sich Akteure „von unten“ selbst audiovisueller Medien, um ihre kulturellen und politischen Belange voranzubringen (z. B. im Cine Indígena). So genannte alternative Medien streben eine Demokratisierung des Mediengebrauchs und der Medienrepräsentationen an. Sie definieren sich in Kontrast zu den dominanten Massenmedien mit ihrem vertikalen Kommunikationscharakter. Aktuell kombinieren gerade nicht privilegierte Akteure in der Praxis lokal geprägte orale und visuelle Medien mit modernen Massenmedien; sie nutzen den Zugang zu verschiedenen Kommunikationstechnologien, die vom Anwender keiner formalen Ausbildung bedürfen. Die Beteiligten, ihre Organisations- und Repräsentationsformen erfahren mit neuen Medienpraktiken eine Transformation. Die Altamerikanistik/Kulturanthropologie dezentriert die Film- und Mediengeschichte, indem sie zeigt, wie diese von Menschen in Lateinamerika, Nordamerika, Afrika, Asien oder Australien aus mitgeschrieben wurde und wird.

(c) Ingrid Kummels

Das Themenspektrum umfasst:

  • Transkulturelles und diasporisches Filmemachen
  • Alternative Medien: Die Dynamiken repräsentationspolitischer Bewegungen
  • Multikulturelle Identitätsentwürfe in der Fotografie, im Film und in den neuen Medien
  • Virtuelle Gemeinschaftsbildung: Mobilität und neue mediale Praktiken

Im Masterstudiengang Interdisziplinäre Lateinamerikastudien am LAI wird neben den theoretischen Ansätzen die praktische Anwendung von audiovisuellen Mitteln vermittelt. Der Einsatz solcher Mittel dient während des Studiums der Erstellung von Websites, Fotoausstellungen und Filmen. Die entsprechende Ausstattung bietet die LAI-Mediathek.

Im Rahmen des Schwerpunkts Visuelle Anthropologie und Medienethnologie wird mit dem Institut für Ethnologie, dem Ethnologischen Museum, dem Haus der Kulturen der Welt, den Botschaften Lateinamerikas, den Berliner Programmkinos etc. zusammengearbeitet.

 

 

 

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