Dr. Raquel Rojas Scheffer
Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in
Mein Bezug zu den Gender Studies
Als Wissenschaftlerin, die sich für Arbeitsbeziehungen interessiert, halte ich die Geschlechterperspektive für unverzichtbar, weil sie deutlich macht, wie Ungleichheiten aufgrund von Geschlechterordnungen - ebenso wie Klasse, ethnische Zugehörigkeit oder Staatsbürgerschaft - unsere Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt durchschneiden und sich auf den Zugang zu Arbeitsrechten auswirken. Aber was mir heute so klar erscheint, war nicht immer so: Ich erinnere mich, dass ich als Studentin an Projekten über die Welt der Gewerkschaften beteiligt war, bei denen die Gesprächspartner fast ausnahmslos Männer waren, die einer formellen Beschäftigung nachgingen. Die Diskrepanz zwischen dieser Tatsache und dem, was ich um mich herum sah - eine große Mehrheit informeller Berufe und weibliche Beschäftigte - brachte mich dazu, mich zu fragen, welche Möglichkeiten der gewerkschaftlichen Organisierung es für diejenigen gibt, die zum Beispiel bezahlte Hausarbeit leisten. Mit Hilfe der feministischen Theorie, der Geschlechterperspektive und eines intersektionellen Ansatzes gelangte ich zu dem Verständnis, warum bestimmte Tätigkeiten - die in der Regel von Frauen, ethnischen Minderheiten oder Migranten ausgeübt werden - in der informellen Wirtschaft unterbewertet und überrepräsentiert sind. Ich kam auch zu der Erkenntnis, dass Analysen von Klassenbeziehungen, die andere Achsen der Schichtung - wie Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit - nicht berücksichtigen, lediglich ein unvollständiges Bild komplexer sozialer Situationen vermitteln.
Forschungs- und Lehrschwerpunkte
Ungleichheiten – Carearbeit – feministische Ökonomie – soziale Bewegungen – Sozialpolitik
Forschungsprojekte
Meine derzeitige Forschung konzentriert sich auf Debatten über die Care-Politik in Lateinamerika. Verschiedene Akteure sind an diesen Diskussionen beteiligt und/oder von ihnen betroffen: nicht nur Pflegebedürftige und Pflegekräfte, sondern auch feministische Bewegungen, NGOs, Organisationen von Hausfrauen und bezahlten Pflegekräften, multilaterale Organisationen, Universitäten und Forschungszentren, staatliche Institutionen, private Pflegeanbieter und Vermittlungsagenturen haben ein Mitspracherecht in dieser Debatte. Ich interessiere mich für die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Erfahrungen mit der Erbringung und Inanspruchnahme von Pflegeleistungen und dafür, wie sich dies auf ihre politischen Projekte und ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit in der Pflegepolitik auswirken kann. Andererseits möchte ich auch die Prozesse der Produktion, Verbreitung und Aneignung des Konzepts der Pflegesysteme innerhalb und außerhalb Lateinamerikas nachzeichnen. Dazu gehört die Analyse der Verbindungen zwischen akademischer Forschung und Wissensproduktion einerseits und politischer Organisation und Politikgestaltung andererseits.
Hier geht es zum Projekt Mecila, an dem ich als Postdoc mitarbeite.