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Carbiocial (abgeschlossen)

Forschungsprojekt Carbiocial & Carbiocial Sub-Projekt 14

Multidisziplinäre Perspektiven auf Landnutzung

Carbiocial war ein Verbundprojekt von zwölf Universitäten in Deutschland und Österreich, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wurde und multidisziplinäre Perspektiven auf die vielfältigen Interdependenzen zwischen Klimawandel und Landmanagement entwickelte. Die gemeinsame Forschungsregion lag entlang der 1700 km langen Bundesstraße BR-163 im südlichen Amazonasgebiet Brasiliens, die von Süden nach Norden, von Cuiabá/Mato Grosso nach Santarém/Pará verläuft. Während im Bundesstaat Mato Grosso eine von Süden nach Norden expandierende, industrialisierte Landwirtschaft mit ihren spezifischen positiven wie negativen Aspekten dominiert, so herrschen im paraensischen Teil extensive Viehzucht und extraktive Wirtschaftsformen vor. Der Einzugsbereich der gesamten Bundesstraße ist geprägt durch Konflikte um Schutz, Verteilung und Nutzung von Land- und Naturressourcen.

Dem Forschungsprojekt lag die Annahme zugrunde, dass sich Klimawandelfolgen und der Ausstoß von Treibhausgasen durch unangepasste Landnutzung in einem Maße verstärken, dass in der Forschungsregion Artenvielfalt und für das Leben notwendige Ökosystem-Dienstleistungen negativ beeinflusst werden. Dies hat direkte Folgen für die sozio-ökonomische Tragfähigkeit der Region sowie für individuelle und gesellschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten.

In diesem Zusammenhang wurden in transdisziplinärer Kooperation Zukunfts-Szenarien entwickelt, die verschiedensten Entscheidungsträgern in und außerhalb der Region als Entscheidungshilfe für nachhaltige Landnutzungsplanung dienen sollen. Ergebnisse der jeweiligen Feldforschungen in der Region sowie Erkenntnisse der unterschiedlichsten Disziplinen sollten Resultate liefern, die von Klima und Entwaldungsraten über Bodenspezifika, landwirtschaftliche Nutzungsformen und Wasserkreisläufe bis zu ökonomisch oder sozialwissenschaftlichen Parametern ein so umfassendes und vielschichtiges Bild bieten, dass mit dessen Hilfe bei zukünftigen Entscheidungsfindungen Wechselwirkungen berücksichtigt und Auslassungen vermieden werden können.

Weitere Informationen zu Carbiocial, allen Sub-Projekten und den brasilianischen Partnern finden sich hier.

Aus dem Carbiocial-Projekt sind sowohl das NoPA-Projekt, als auch Prodigy hervorgegangen.


Carbiocial Sub-Projekt 14

Der Aufgabenbereich von SP 14, das am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin angesiedelt war, lag in der Erarbeitung eines holistischen Verständnisses der gesellschaftlichen Prozesse in dieser Region, in der die Nutzungsinteressen an natürlichen wie sozialen, ökonomischen und kulturellen Ressourcen im offenen Konflikt liegen. Dabei stehen transdisziplinäre Forschungsmethoden in Zusammenarbeit mit lokalen Bevölkerungsgruppen im Vordergrund, die lokale Auswirkungen von sozio-ökonomischen Entwicklungen berücksichtigen. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf die Erforschung der rechtlichen Rahmenbedingungen des Zugangs zu Land und natürlichen Ressourcen gelegt. Die Erkenntnisse aus diesem Forschungsprozess fließen aktuell in das Umsetzungsprojekt NoPa ein. SP 14 hat neben intensiver Arbeit mit Stakeholdern der verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen drei Fallstudien entwickelt, die auf lokale Produktionsverhältnisse, Anpassung an strukturellen Wandel sowie rechtliche Rahmenbedingungen und deren Aushandlung näher eingehen. Diese im Rahmen der Doktor- und Masterarbeiten erarbeiteten vertieften Erkenntnisse (siehe Mitarbeiter) bilden Eckpunkte für die Analyse des Transformationspotentials der Region.

Andererseits dient die Arbeit von SP 14 auch der Anwendbarkeit aller im Projekt erarbeiteten Ergebnisse: SP 14 bemühte sich um die interne wie die externe Projektkommunikation in Carbiocial, so dass die Aufbereitung und Präsentation der Resultate für alle Projektpartner und die gesellschaftlichen Interessensgruppen der Projektregion bedeutsam und verständlich sind (link zu Policy Briefs). Sub-Projekt 14 hat die verschiedenen Akteure, deren Interessen, Macht und Vernetzung identifiziert und versucht durch vielfältige Stakeholder-Dialoge Spielräume einzuschätzen, zukünftige Landnutzung innovativ planen, unterstützen und umsetzen zu können.

Ein grundlegendes Projekt innerhalb von SP 14 war die Biographieforschung, bei der über die Lebensgeschichten paradigmatischer Akteure Prozesse und Deutungsmuster lokaler Realitäten beschrieben und analysiert werden. In einem mehrstufigen Forschungsprozess wurde so ein Blick auf die gesellschaftliche Konstruktion des sozio-ökomischen Raums in der Forschungsregion geworfen, deren Leitmotive in die auf Zukunftsszenarien basierten Modelle eingeflossen sind und als Buch, „Sempre pra frente“ veröffentlicht wurden.