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Hausaltar mit der Virgen de Quito

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Hausaltar mit der Schutzpatronin von Quito Ekuador, 18.- 20. Jahrhundert Polychrom gefasstes Holz, H. 36cm (Marienfigur) Sammlung Busch Ethnologisches Museum Berlin (V A 66984) © Ethnologisches Museum Berlin

Der im Ethnologischen Museum zu Berlin ausgestellte Hausaltar ist der Jungfrau von der Unbefleckten Empfängnis, der Schutzpatronin von Quito geweiht. Er besteht aus einem viereckigen offenen Holzkörper und zwei gerundeten Flügeltüren, deren Außenwände mit vergoldeten Ornamenten verziert sind. Die Türen sind mit Eisenscharnieren am Altarkörper befestigt.

Virgen de Quito, Ausschnitt aus VA 66984 © Ethnologisches Museum Berlin

Im Inneren des Altars befindet sich als Zentralmotiv eine Statuette der Jungfrau von Quito. Von einer Mondsichel und Wolkenformation herab tritt sie in Anspielung an die Tota Pulchra mit den Füßen eine Schlange als Sinnbild der Erbsünde (Genesis 3, 15). Dieses Motiv und das Attribut des Sternenkranzes stellen eine direkte Verbindung her zwischen der Immaculata und der Apokalyptischen Frau aus der Offenbarung des Johannes (Apokalypse 12). Über dem weißen Kleid mit roten Blüten trägt die Jungfrau in dramatischem Faltenwurf einen rot gefütterten blauen Mantel mit goldenen Sternen. Die Kleidungstücke sind in der für das ekuadorianische Barock typischen estofado-Technik mit verschiedenen Motiven vergoldet. Die Dynamik der Darstellung, die die Maria einer Tänzerin gleichen lässt, ist charakteristisch für die Stilistik der Quito-Schule, der die Skulptur entstammt. Ebenfalls typisch sind der angebrachte Strahlenkranz mit den 12 Sternen als Präsentation der zwölf Apostel und die silbernen Engelschwingen. Es ist aber möglich, dass beide Elemente erst in späterer Zeit angefügt wurden. Die Skulptur steht auf einem länglichen sechseckigen Sockel frei in der vom Holzkörper geformten Nische, deren Innenwände mit polychromen Blumenmotiven auf weißem Grund bemalt sind. Der Rand des Bodens ist mit einer vergoldeten Ornamentleiste verziert, während die Innenfläche grün bemalt ist.

An den Innenseiten der Flügeltüren befinden sich jeweils zwei übereinander angeordnete Nischen. Jede Nische ist geformt aus einem mit Arabesken verzierten Bogen, der von zwei vergoldeten salomonischen Säulen getragen wird, die auf einem mit Pflanzenmotiven ornamentierten Gesims fußen. Außerhalb der Nischen und auf den Achsen der Säulen finden sich auf jeder Flügeltür drei Paar vergoldeter Lilienornamente in symmetrischer Anordnung. Der dunkelgrüne Grund der Türinnenseiten ist verziert mit mehrfarbigen Zeichnungen von Blüten und Früchten.

In den vier Nischen sind folgende Figuren untergebracht:

Johannes der Täufer,

Ausschnitt aus VA 66984

© Ethnologisches Museum Berlin

Antonius von Padua,

Ausschnitt aus VA 66984

© Ethnologisches Museum Berlin

Der hl. Joseph,

Ausschnitt aus VA 66984

© Ethnologisches Museum Berlin

Der Gute Hirte,

Ausschnitt aus VA 66984

© Ethnologisches Museum Berlin

Johannes der Täufer Der heilie Antonius von Padua Joseph von Nazareth Der gute Hirte

Die Zuordnung der vier Figuren zu den vorhandenen Nischen und zur zentralen Figur ist offenbar willkürlich. Stilistisch, in Bezug auf das verwendete Material und auf die Größe, unterscheiden sich die fünf Figuren stark voneinander. Insgesamt ist der Altar häufiger übermalt und die Außenseiten der Türen erst in jüngster Zeit restauriert und neu vergoldet worden. Die Statuette der Virgen de Quito entstand wahrscheinlich im frühen 20. Jahrhundert; die vier beigeordneten Figuren und der Altarkasten selbst sind stilistisch ins 18. Jahrhundert zu datieren. Die Heterogenität in der Ausstattung ist bei Haus- bzw. Tragaltären üblich.

Der Altarkasten lässt sich dank eines Schließmechanismus` absperren; das kreisrunde Schloss befindet sich am Rand der linken Tür auf halber Höhe.

 

Christian Piarowski