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Das Lateinamerika-Institut trauert um Prof. Jürgen Golte

News vom 30.07.2021

Das Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin trauert um

Herrn Professor Dr. Dr. h.c. Jürgen Golte

* 03.09.1943 Danzig   † 29.07.2021 Lima

Jürgen Golte hatte die Professur für Altamerikanistik am Lateinamerika-Institut von 1980 bis 2009 inne. Während dieser fast drei Jahrzehnte dauernden Tätigkeit an der Freien Universität Berlin prägte er die Lehre und Forschung zu den Amerikas sowie den regionalen Schwerpunkt zum Andenraum, indem er eine Perspektive von langer geschichtlicher Dauer, die die präkoloniale Zeit bis zur Gegenwart umfasst, innovativ und konsequent anwendete. Seine international viel beachteten Forschungsarbeiten behandeln die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Bauern Perus von der Zeit des Inka-Staates bis heute, die „Andinisierung“ der peruanischen Hauptstadt im Zuge von Migration aus dem Hochland im 20. Jahrhundert sowie die Ikonographie der prä-inkaischen Moche-, Nasca- und Tiahuanaco-Kulturen; er untersuchte wegweisend Sammlungen, die am Ethnologischen Museum Berlin und dem Museo Nacional de Antropologia, Arqueologia e Historia in Lima aufbewahrt werden.

Jürgen Golte hatte Altamerikanistik in Bonn, Lima und Berlin studiert, u.a. bei Herrmann Trimborn, John Murra, José Matos Mar und Gerdt Kutscher; bei Jürgen Golte wiederum promovierten und habilitierten zahlreiche Altamerikanist*innen, die heute an Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland sowie Peru tätig sind. Bereits während seines Studiums schlug er eine akademische Brücke zwischen Europa und den Ländern des Andenraums. Seine langjährige Zusammenarbeit mit der Universidad Nacional de San Marcos in Lima, die ihm 2011 die Ehrendoktorwürde verlieh, sowie mit dem Instituto de Estudios Peruanos internationalisierte die deutsche Lateinamerikaforschung. Bis heute bildet dies eine Basis von enger binationaler Kooperation und gemeinsamen Forschungsprojekten. Auch in den letzten Jahren sorgte er als public intellectual u.a. mit der Neuauflage seiner ethnohistorischen Studie zur Rebellion von Túpac Amaru II sowie der ethnologischen Feldforschung (gemeinsam mit Doris León) zum „Aymara-Liberalismus“ weiterhin für angeregte und fruchtbare Debatten nicht nur innerhalb der Disziplin, sondern in einer breiten spanischsprachigen Öffentlichkeit.

Wir erinnern uns am Lateinamerika-Institut an Jürgen Golte aufgrund dieses reichen akademischen Wirkens und des freundschaftlichen Austauschs in unserem Arbeitsalltag. Dafür bleiben wir ihm als Kollege und Freund in großer Dankbarkeit verbunden und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Seiner Familie und seinen Angehörigen gilt unser tiefes Beileid.

Das Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin

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