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Forschung am Lateinamerika-Institut

Verflechtungen, Asymmetrien, Im/Mobilitäten

Im Rahmen des Forschungsprofils des Lateinamerika-Instituts „Lateinamerika: Verflechtungen, Asymmetrien, Im/Mobilitäten“ werden die Voraussetzungen, Bedingungen und Ausprägungen der lateinamerikanischen Gegenwart einschließlich ihrer historischen Grundlagen erforscht. Transregionale und intersektionale Perspektiven stehen im Mittelpunkt der Analyse, wobei Kontinuitäten und Transformationen in Lateinamerika stets im Kontext ihrer internen und globalen Verflechtungen sowie interdependenter Asymmetrien untersucht werden. Der Fokus auf Im/Mobilitäten fungiert als Schnittstelle zwischen kultur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen und setzt den Akzent auf Dynamiken von Grenzziehung- und Entgrenzung in Bezug auf soziale und räumliche Mobilitäten, Zukunftsvorstellungen, Umwelt, nationale Kulturen, Wirtschaften, Politiken und Geschlechterbeziehungen etc.

Für die Umsetzung seines Forschungsprofils greift das Lateinamerika-Institut auf folgende sich gegenseitig ergänzende Forschungsstrategien zurück:

  • Area Studies: Zusammenführen von regionalen und disziplinären Perspektiven
  • Interdisziplinarität: Disziplinen-übergreifende Kooperation
  • Transregionalität: Berücksichtigung globaler Verflechtungen
  • Intersektionalität: Beachtung interdependenter Ungleichheiten in Bezug auf Gender, soziale Herkunft, Race, Ethnizität, Nationalität, Alter, u.a.
  • Positionalität: Reflexion über die eigene Rolle in asymmetrischen Wissensgefügen
  • Inter/Transnationalität: Enge horizontale Zusammenarbeit mit Wissenschaftler/innen insbesondere aus Lateinamerika
  • Outreach: Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Wissensproduzent/innen

Diese Forschungsstrategien leisten einen innovativen Beitrag zur Überwindung der Fragmentierung von disziplinärer Forschung und Area Studies. Zugleich fördern sie die Entwicklung interdisziplinärer Forschung sowie transregionaler und intersektionaler Forschungsperspektiven auf die verflochtenen asymmetrischen Entwicklungen sowie auf gesellschaftliche Im/Mobiltäten.

Forschungsfelder

Das Forschungsprofil und die Forschungsstrategien werden gegenwärtig in folgenden Forschungsfeldern – entweder in interdisziplinären internationalen Verbundprojekten oder in eher disziplinär orientierten Einzelprojekten – umgesetzt:

  • Zeitlichkeiten und Zukunft
  • Ungleichheiten und Differenz
  • Im/Mobiltäten und Migrationsprozesse
  • Globale Asymmetrien und Süd-Süd-Verflechtungen
  • Nachhaltigkeit und Volatilität
  • Verhältnis von Mensch, Natur und Technik
  • Macht- und Geschlechterverhältnisse
  • Staat, politische Kulturen, Gewaltprozesse
  • Erinnerungs- und Archivforschung in den Digital Humanities
  • Kulturelle Repräsentationen und performative Praktiken
  • Materialitäten und Medialitäten der Künste
  • Zwischenmenschliches Zusammenleben und Interaktionen mit Non-Humans
  • Nahrungsasymmetrien, Lebensmittelgerechtigkeit, Biodiversität
  • Wissen, Macht, Digitalisierung

Aktuelle Projekte

Temporalities of Future

Das Internationale Graduiertenkolleg „Temporalities of Future“, finanziert durch die DFG, möchte neue Perspektiven auf Zeitlichkeiten der Zukunft in den Sozial- und Kulturwissenschaften eröffnen. In enger Zusammenarbeit mit Kolleg*innen aus unterschiedlichen Disziplinen möchten wir auf dem wachsenden Forschungsfeld einen Beitrag leisten zur Erforschung der Zeitformen der Zukunft in Hinblick auf ein besseres Verständnis der globalen Zusammenhänge und der Bedeutung kultureller Heterogenität, wobei Lateinamerika als Musterbeispiel dient.

Mecila - Maria Sibylla Merian Centre Conviviality-Inequality in Latin America

Das Maria Sibylla Merian Centre Conviviality-Inequality in Latin America (Mecila) ist eines von fünf internationalen Forschungskollegs in den Geistes- und Sozialwissenschaften, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen und Fördereinrichtungen finanziert werden. Im Fokus der Forschung Mecilas stehen vergangene und gegenwärtige Formen des sozialen, politischen und kulturellen Zusammenlebens in Lateinamerika und der Karibik. Dabei dient conviviality als zentrales analytisches Konzept zur Untersuchung von unterschiedlichen Formen des Zusammenlebens in spezifischen Kontexten, die sowohl durch Diversität als auch durch Ungleichheit gekennzeichnet sind.

Geschichtsvermittlung durch Unterhaltungsmedien in Lateinamerika. Labor für Erinnerungsforschung und digitale Methoden

Im Rahmen des Programms zur Förderung der Regionalstudien des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wurde das Projekt „Geschichtsvermittlung durch Unterhaltungsmedien in Lateinamerika. Labor für Erinnerungsforschung und digitale Methoden – GUMELAB“ unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Rinke und Dr. Mónika Contreras Saiz bewilligt. Das Forschungsprojekt untersucht die Konstruktion, Vermittlung und trans-/nationale Rezeption lateinamerikanischer Geschichte und Erinnerung anhand von Telenovelas und Serien sowie deren Auswirkungen auf die politische Einstellung und das Geschichtsbewusstsein der Zuschauer:innen.

trAndeS "Trans-Andean Network of Sustainability"

trAndeS busca crear y difundir conocimientos científicos que puedan contribuir con el logro de los Objetivos de Desarrollo Sostenible (ODS) de las Naciones Unidas en toda la región andina.

Immigration Enforcement across the World: Drivers and Consequences of Cross-Country Variation in Deportation Risks

The goal of this research is to assemble the first country-by-country data base on deportations from administrative sources in host countries in order to unpack aggregate patterns and mechanisms related to the political economy of deportation regimes in host countries as well as their consequences in migrants’ countries of origin. Regarding the political economy of deportation regimes in host countries, this research asks about determinants of selection into deportations, as well as changing dynamics over time. In migrants’ countries of origin, it studies effects of the inflow of deportees on selection patterns as reflected in the sociodemographic profile and skills of returnees as well as its external effects on social and political conflict.

Selbstzeugnisse von Juden nach der Rückkehr aus Lateinamerika nach Berlin (1945/49-1970)

Von 1933 bis zum Ende des 2. Weltkriegs war Lateinamerika ein wichtiges Zielgebiet für Flüchtende vor dem Nationalsozialismus. Nach 1945 versuchten viele, trotz der Verfolgungserfahrungen nach Deutschland zurückzukehren, um das ihnen geraubte Eigentum zurückzufordern und für das ihnen und ihren Familien angetane Unrecht entschädigt zu werden. Das von der Einstein Stiftung Berlin geförderte Projekt untersucht die Schicksale dieser Menschen auf Grundlage der Akten der Entschädigungsbehörde und des Wiedergutmachungsamtes des Landes Berlin. Die dort vorhandenen Quellen legen Zeugnis ab über die Exilerfahrungen, über die familiäre Situation und Netzwerke sowie die Kontinuitäten des Antisemitismus und die Problematik von Rückwanderung und Entschädigung im Berlin der Nachkriegszeit.

ForMOVe - Forced Migration and Organized Violence: A Comparative Study in Europe and the Americas

Forced Migration and Organized Violence (ForMOVe) ist ein gemeinsames Forschungsprojekt der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und des Instituts für Lateinamerika-Studien. Das von der DFG geförderte Projekt vergleicht und kontrastiert Formen der erzwungenen Migration in ihrer Wechselbeziehung mit organisierter Gewalt. Das Projekt verfolgt einen transnationalen Fokus und Vergleich zwischen den beiden Transitländern Türkei und Mexiko, bzw. den beiden Regionen Europa und Amerika.

Shared Soundscapes

Das kollaborative Forschungsprojekt untersucht die geteilten Klanglandschaften, die entstehen, wenn Akteur*innen wie der peruanische Staat, Archive, Anthropolog*innen und lokale Gemeinden Musik- und Tanztraditionen im Rahmen von Kulturerbe- oder Identitätspolitik verhandeln. Das Interesse der Gemeinden der Nordküste sowie des Zentralen Regenwalds an einer Aktivierung ihres Kulturerbes, das in staatlichen Archiven und Privatarchiven lagert, steht im Mittelpunkt des kultur- und sozialanthropologischen Forschungsprojekts unter der Leitung von Prof. Dr.
Ingrid Kummels, Freie Universität Berlin, und Prof. Dr. Gisela Cánepa, Pontificia Universidad Católica del Perú, das von der DFG gefördert wird.

Prodigy

Erfolge im Land- und Biodiversitätsmanagement in einer Region lassen sich ohne spezifisch zugeschnittene Anpassungen kaum auf eine andere Region übertragen. Unser interdisziplinäres deutsch-brasilianisch-peruanisch-bolivianisches Forschungskonsortium hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam solche speziell zugeschnittenen Lösungen für die MAP-Region (Dreiländereck Brasilien/Acre-Peru/Madre de Dios-Bolivien/Pando) zu entwickeln.

Der globale Wandel der Kategorie ‚Zwangsarbeit‘

Das Forschungsprojekt untersucht die Kontinuitäten und Brüche der Deutung von Zwangsarbeit in der ILO, nämlich einerseits als koloniales Phänomen im imperialen Kontext der Zwischenkriegszeit, andererseits im gegenwärtigen Strukturzusammenhang globaler sozialer Ungleichhei

Forschungszentrum Brasilien/Centro de Pesquisas Brasileiras

Zur Stärkung und Institutionalisierung der seit langem bestehenden Brasilienforschung hat das LAI im Jahr 2010 das interdisziplinäre Forschungszentrum Brasilien gegründet. Im Fokus des Zentrums stehen Projekte und Forschungsaktivitäten mit kultur- und sozialwissenschaftlicher Ausrichtung, deren gemeinsame Perspektive „Brasilien im Weltkontext“ ist.

Para fortalecer e institucionalizar sua pesquisa de longa data sobre o Brasil, o LAI fundou o Centro de Pesquisa interdisciplinar sobre o Brasil em 2010. O centro se concentra em projetos e atividades de pesquisa com uma orientação cultural e de ciências sociais cuja perspectiva comum é "O Brasil em um contexto global".

Narrating Violence: Artistic Practices and Research from Latin America and Beyond

Wie kann man extreme Gewalt erforschen und erzählen, ohne der Lähmung zu erliegen und zu ihr beizutragen? Welche künstlerischen, ästhetischen und Forschungsstrategien haben Künstler aus Lateinamerika und anderen postkolonialen Kontexten entwickelt, um das Unsichtbare sichtbar und das Unerhörte hörbar zu machen? Welche Arten von (Gegen-)Wissen werden in diesen Prozessen erzeugt? Diese und andere Fragen diskutierten Wissenschaftler des LAI zusammen mit Wissenschaftlern und Künstlern aus anderen Ländern in einem Workshop-Labor, das vom Institut für Lateinamerika-Studien und dem Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung kofinanziert wurde.